Der Barwert der Strategie

Welche Daten sind zur Barwertberechnung erforderlich und welche Erkenntnisse lassen sich gewinnen?

Der Barwert der Strategie

Zur Beurteilung der finanziellen Auswirkungen des Strategie-Umsetzungsprojekts ist die dynamische Investitionsrechnung das geeignete Instrument. Denn sie bezieht den gesamten Zeithorizont der Strategie ein und berücksichtigt nicht nur die erwarteten Nettoerlöse, Kosten und Investitionen im jeweiligen Entstehungsjahr, sondern auch die Entwicklung der Bilanzpositionen.

Aus der Deckungsbeitragsrechnung im Beitrag «Strategisches Umsetzungsprojekt quantifizieren» werden die stückabhängigen DB I für jedes Jahr in die Investitionsrechnung übernommen. Sie repräsentieren die jährlich erwarteten Geldzuflüsse vom Markt (Zeilen 1 – 8).

Davon sind die erwarteten Geldabflüsse für zusätzliche Fixkosten gemäss den Angaben im Beitrag «Umsetzungsprojekt quantifizieren» abzuziehen (Zeilen 10 bis 12). Es verbleibt für jedes Planjahr der Cash Flow before Interest and Taxes (CFBIT, Zeile 13). Dieser Geldrückfluss dient zuerst der Bezahlung der Nettoinvestitionen in die Bilanz des Unternehmens. Der verbleibende Rest gehört zum Gewinn vor Abzug von Steuern und Zinsen (EBIT).

Dynamische Investitionsrechnung Buchstützen

Veränderung der Bilanzpositionen

Eine Strategie wirkt sich auf das investierte Vermögen und damit auch auf die Bilanzpositionen aus:

    • Umsatzwachstum führt automatisch zur Zunahme der Forderungsbestände (Debitoren). Bezahlen die Kunden ihre Rechnungen durchschnittlich nach 30 Tagen, ist 1/12 des Umsatzes noch nicht auf dem Bankkonto und steht noch nicht für die Bezahlung von Löhnen und Einkäufen zur Verfügung (Berechnung in Zeile 14).
    • Zur termingerechten Kundenbelieferung ist immer ein genügender Lagerbestand an fertigen Buchstützen BS erforderlich. Im Unternehmen soll jederzeit der geschätzte Buchstützenbedarf für 30 Tage am Lager verfügbar sein. Steigt der Absatz, muss deshalb auch das im Fertigwarenlager gebundene Vermögen zunehmen (Zeilen 15 und 16). Die Frontlaschen-Buchstützen  werden erst nach Bestellung hergestellt. Sie haben folglich keinen Lagerbestand.
    • Die Halb- und Fertigfabrikatebestände werden nur zu proportionalen Herstellkosten bewertet. Denn die Kostenstellen-Fixkosten sind in den Zeilen 10 + 11 enthalten, vgl. den Beitrag „Kostenspaltung„.
    • Um termingerecht produzieren zu können, steigen auch die notwendigen Rohmaterial- und Halbfabrikatebestände. Auch diese binden Vermögen, werden jedoch in diesem Beispiel vernachlässigt.
    • Sinngemäss führen zunehmende Einkäufe zu höheren Kreditorenbeständen. Werden die Lieferanten jeweils innert 30 Tagen bezahlt, belastet ein Einkauf das Bankkonto ebenfalls erst 30 Tage später (Zeile 17, im Beispiel jedoch nicht ausgefüllt).
    • Erfordert eine Strategie Investitionen ins Anlagevermögen, vermindert deren Bezahlung den Bankkontobestand oder erhöht die Bankschulden. Die für die Strategierealisierung notwendigen Investitionen wurden im Beitrag «Umsetzungsprojekt quantifizieren» gelistet und werden in Zeile 18 im Planjahr der Investition ausgewiesen.

In Zeile 21 werden alle Geldflüsse aus der Operation (Zeilen 1 – 13) sowie aus Investitionen und Devestitionen (Zeilen 14 – 20) zusammengefasst. So wird ersichtlich, welche absoluten Geldzu- und -abflüsse die Strategie während ihrer Lebenszeit hervorbringen sollte. In den Jahren 0 (Beginn der Strategieumsetzung), 6 und 7 sind Geldabflüsse zu erwarten. In den anderen Jahren sollten positive Geldrückflüsse entstehen.

Ist die Rendite marktgerecht?

Leihen Privatpersonen oder Unternehmen Anderen einen Geldbetrag, erwarten sie üblicherweise, dass sie diesen Betrag wieder zurückerhalten werden und dass sie für das ausgeliehene Geld zusätzlich einen Zins erhalten. Damit stellt sich automatisch die Frage, welcher Zinssatz das Risiko der Ausleihung richtig abdeckt.

Weil die Quantifizierung der Risiken der Geldausleihe die ganze Welt beschäftigt, werden jährlich statistische Analysen zur Bestimmung des risikogewichteten Kapitalkostensatzes (Weighted Average Cost of Capital WACC) für verschiedene Branchen in vielen Ländern durchgeführt. Diese Analysen mit Daten aus dem Jahr 2013 haben wir im Buch 360°-Management ab Seite 243 zusammengefasst und sowohl länder- als auch branchenspezifisch ausgewertet. Für ein «Durchschnittsunternehmen» in Deutschland ergab sich ein Ziel-ROCE (Return on Capital Employed) von 10%, für Österreich von 9.5% und für die Schweiz ein Ziel-ROCE von 6.5%. Im Jahr 2023 ergaben sich in etwa die gleichen Prozentsätze. Die Differenz zwischen Deutschland/Österreich und der Schweiz ist zur Hauptsache darauf zurückzuführen, dass in der Schweiz die Marktrisikoprämie und der aktuelle Gewinnsteuersatz markant tiefer sind.

Wird für die Hingucker-Buchstützen GmbH ein WACC von 10% angenommen, bedeutet das, dass die erwarteten Geldrückflüsse aus dem Strategieprojekt auf den Entscheidungszeitpunkt (Ende Jahr 0) abzuzinsen sind:

Barwert der Strategie

Anmerkungen:

    • Der Geldabfluss für die Investitionen des Jahres 0 ist schon barwertig, weil er zu Beginn der Strategieumsetzung zu bezahlen ist (Barwertfaktor = 1).
    • Der Geldrückfluss von 81’120 am Ende des Jahres 1 hat zum Entscheidungszeitpunkt einen Barwert von 73’827 (Barwertfaktor = 0.909), weil das Geld erst ein Jahr später eintrifft. Wird dieser Barwert von den 150’000 Initialinvestition subtrahiert, resultiert der Barwertsaldo der Strategie am Ende des Jahres 1 von -76’173.
    • Die Geldflüsse der folgenden Jahre werden ebenso mit dem Zinssatz von 10% abgezinst und in Zeile 23 kumuliert.
    • Zu Beginn des Jahres 4 wird der kumulierte Barwertsaldo > 0 (Zeile 22). Das bedeutet, dass die bisherigen Investitionsbeträge zurückbezahlt und verzinst sind.
    • Die Nettoerlöse und die Deckungsbeiträge werden ab Jahr 5 geringer. Die Lebenskurve der Frontlaschen-Buchstützen kommt langsam an ihr Ende. Trotzdem werden bis Jahr 5 noch positive Geldrückflüsse realisiert. Das stimmt mit der Erfahrung vieler Unternehmen überein, dass mit den Geldrückflüssen der Produkte in der Cash Cow- und in der Poor-Dog-Phase das Geld zur Finanzierung der Question-Marks verdient wird (Vgl. den Beitrag «Produkt-Lebenszyklus bewerten»).
    • In den Jahren 6 und 7 nimmt der kumulierte Barwert wieder ab und entwickelt sich negativ. Wie Zeile 9 in der kompletten Investitionsrechnung zeigt, können zwar noch erkleckliche DB I generiert werden. Es wird folglich im Jahr 5 zu überlegen sein, wie die Fixkosten der Strategie (Zeilen 10 und 11) rechtzeitig abgebaut werden können, z.B. durch Beschäftigung  des Buchstützen-Personals in Kostenstellen, welche dannzumal ungedeckten Personalbedarf haben werden.

Mit der Excel-Funktion «IKV» kann der Interne Zinsfuss der Jahresgeldflüsse der Strategie berechnet werden (17.7%). Dieser ist zu beachten, wenn mehrere strategische Ideen um verfügbare Investitionsmittel kämpfen.

Fazit zur Strategiequantifzierung:

Es lohnt sich, strategische Projekte schon im Planungsstadium und damit vor der definitiven Entscheidungsfindung zu quantifizieren. Dazu sind erzielbare zusätzliche Nettoerlöse, zu erwartende proportionale Herstellkosten und Veränderungen im Fixkostenbereich zu berücksichtigen.  Die stufenweise Deckungsbeitragsrechnung in Kombination mit der dynamischen Investitionsrechnung ermöglicht diese Erkenntnisse, bevor die Budgets freigegeben werden.

Laden Sie das komplette Investitionsrechenmodell als Excel-Modell hier herunter und passen Sie es Ihren eigenen Bedürfnissen an.

Marktgerechter Gewinn

Erwirtschaftet Ihr Unternehmen eine marktgerechte Verzinsung? Die Berechnungsgrundlagen dazu finden Unternehmen, vor allem KMU’s, in diesem Beitrag (Zahlen für den deutschen Sprachraum und die USA).

Was sind marktgerechter Gewinn und marktgerechte Verzinsung?

Wer sein Geld in ein Unternehmen investiert, fragt sich, ob ein marktgerechter Gewinn erzielt wird. Dazu muss er der Verzinsung entsprechen, die bei Investition in andere Unternehmen mit gleichem Risiko zu verdienen ist.

Ein Unternehmen sollte folglich mindestens so viel Ergebnis erwirtschaften, dass es die Zinsanforderungen der Kreditgeber für das Fremdkapital sowie der Eigentümer für das zur Verfügung gestellte Eigenkapital deckt. Der mit »zinskostendem Kapital« finanzierte Teil des Vermögens muss den Zins verdienen, der den Zinsanforderungen aller Kapitalgeber entspricht. Es wird als Capital Employed bezeichnet und ergibt sich, wenn vom betriebsnotwendigen Vermögen das Gratiskapital abgezogen wird. Gratiskapital ist derjenige Teil der Schulden, die dem Unternehmen zinslos zur Verfügung stehen, also Schulden bei Lieferanten, Anzahlungen von Kunden und unverzinsliche Rückstellungen.

Marktgerechter Gewinn
Capital Employed ermitteln

Für das gesamte Capital Employed wird ein Zinssatz gesucht, der den Kapitalgebern nach Abzug aller Kosten, also auch der Ertragssteuern, bleiben sollte. Diese risiko- und damit marktgerechte Verzinsung wird als gewichteter Kapitalkostensatz bzw. Weighted Average Cost of Capital (WACC) bezeichnet.

Ermittlung des gewichteten Kapitalkostensatzes WACC

Vier Grössen sind zur Ermittlung des WACC erforderlich:

    • die Kosten des Eigenkapitals,
    • die Kosten des Fremdkapitals,
    • der Ertragssteuersatz und
    • das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital (Verschuldung).
Bestimmung der Kosten des Eigenkapitals

Aus Sicht des Eigentümers stellen die Eigenkapitalkosten die Verzinsung (Rendite) dar, die er erzielen würde, wenn er sein Geld in eine alternative Anlageform mit gleichem Risiko und gleicher Laufzeit investieren würde. Dies bedeutet, dass der Anteilseigner mindestens den risikofreien Zinssatz zuzüglich eines Risikozuschlags erhalten möchte. Da es sich bei Eigenkapital um eine langfristige Finanzierungsform handelt, ist der risikofreie Zinssatz einer langfristigen Anlageform anzuwenden. In der Praxis verwendet man den Zinssatz für 10-30-jährige Staatsanleihen mit AAA-Rating.

Tipp: Verwenden Sie den risikofreien Zinssatz aus der jährlich erscheinenden KPMG Kapitalkostenstudie. In dieser Studie wird er für 2020 und für Deutschland mit 0.40% angegeben. (Internetlink am Ende dieses Beitrags).

Es wird sich kaum ein Investor finden, der einem Unternehmen sein Geld zum risikofreien Zinssatz von aktuell 0.40% zur Verfügung stellen würde. Da die Eigentümer das komplette Verlustrisiko des Unternehmens mittragen, verlangen sie einen Risikozuschlag.

Naheliegend ist es, dass sich Eigenkapitalgeber zur Bestimmung des Risikozuschlagssatzes wiederum am Kapitalmarkt orientieren, indem sie analysieren, welche Verzinsung ein bestimmter breiter Aktienindex, z.B. CDAX, S&P 500, MSCI World Index erzielt. Die Differenz zwischen der Rendite des gewählten Vergleichs-Aktienmarktes und dem risikofreien Zinssatz stellt die Marktrisikoprämie dar, die ein durchschnittlicher Investor verlangt, wenn er in eine Aktie investiert.

Tipp: Verwenden Sie die Marktrisikoprämie aus der jährlich erscheinenden KPMG Kapitalkostenstudie. Dieser wird in der KPMG Kapitalkostenstudie 2020 für Deutschland mit 7.20% angegeben.

Die Marktrisikoprämie stellt den Risikozuschlag für den gesamten Markt dar. Für ein spezifisches Unternehmen ist sie zu pauschal. Deshalb muss die sie korrigiert werden, je nachdem ob das Unternehmen ein höheres oder geringeres Risiko aufweist als der durchschnittliche Aktienmarkt. Dieser Korrekturfaktor kann wiederum vom Aktienmarkt hergeleitet werden und wird Beta-Faktor genannt. In der Praxis verwendet man Branchen Beta-Faktoren. Die Eigenkapitalkosten für ein durchschnittliches deutsches Unternehmen (Beta-Faktor = 1.00) betragen also 0.40% + 7.20% = 7.60%. Bei international operierenden Unternehmen ist es üblich, zu den Eigenkapitalkosten noch eine Länderrisikoprämie dazuzurechnen.

Tipp: Die Branchen-Beta-Faktoren finden Sie in der jährlich erscheinenden KPMG Kapitalkostenstudie. Verwenden Sie dabei die „average levered beta factors by industry“. Im Zweifelsfall verwenden Sie den Beta-Faktor für ein durchschnittliches Unternehmen, der 1.00 beträgt. Für diejenigen, die es genauer wissen wollen, sei auf das Buch 360°-MANAGEMENT, Anhang B sowie auf die dort angegebene Literatur verwiesen.

Bestimmung der Kosten des Fremdkapitals und des Ertragssteuersatzes

Als Fremdkapitalkosten werden meistens die Zinsen angesetzt, die das Unternehmen aktuell für das langfristige Fremdkapital zahlt. Dabei gilt zu beachten, dass die angesetzten Fremdkapitalzinsen immer höher sein müssen als der langfristige risikofreie Zinssatz zusätzlich eines risikoadäquaten Aufschlags (Spread) für das Kreditausfallrisiko (abhängig von der Ratingklasse des Unternehmens). Da die Fremdkapitalzinsen steuerlich abzugsfähig sind und so den Steueraufwand reduzieren, werden die Fremdkapitalkosten um den Steuersatz nach unten korrigiert.

Laut KPMG Kapitalkostenstudie 2020 betrugen die durchschnittlich verwendeten Fremdkapitalkosten für Deutschland 2.20%. Der durchschnittliche Steuersatz beträgt für Deutschland 2020 30.00% (KPMG Corporate Tax Rate for 2011-2021). Die Netto-Fremdkapitalkosten nach Steuern für ein durchschnittliches deutsches Unternehmen betragen somit 1.54%.

Tipp: Für eine Überschlagsrechnung teilen Sie den gesamten Zinsaufwand durch das zinskostende Fremdkapital. Für die Steuern verwenden Sie den von Ihnen gezahlten Ertragssteuersatz.

Bestimmung der Verschuldung

Als letzter Schritt zur Berechnung des WACC sind noch der Eigen- und der Fremdkapitalanteil zu ermitteln. Da der Marktwert eines Unternehmens der Summe aus dem Marktwert des verzinslichen Fremdkapitals und dem Marktwert des Eigenkapitals entspricht, sind die Anteile zu Marktwerten zu bestimmen.

Als Marktwert des verzinslichen Fremdkapitals wird in der Praxis meist der Buchwert des Fremdkapitals verwendet. Der Marktwert des Eigenkapitals (shareholder value) ist bei börsenkotierten Unternehmen relativ einfach zu ermitteln, indem die Anzahl der Aktien mit dem Börsenkurs multipliziert werden.

Anmerkung: Der durchschnittlich verwendete Verschuldungsgrad (Fremdkapital/Eigenkapital) beträgt laut KPMG Kapitalkostenstudie 2020 28.90% (w). Dies  entspricht einem Eigenkapitalanteil von 77.58% (u).

Tipp: Ziehen Sie vereinfachend das verzinsliche Fremdkapital vom Capital Employed ab, um das Eigenkapital zu erhalten. Der Eigenkapitalanteil ist das Verhältnis von Eigenkapital zu Capital Employed.

Bestimmung von WACC und Ziel-ROCE

Auf Basis der bisherigen Berechnungen beträgt der auf halbe Prozentpunkte gerundete WACC für ein durchschnittliches deutsches Unternehmen 6.00% (y). Da der ROCE auf Basis des EBIT berechnet wird und es sich somit um eine Grösse vor Steuern handelt, muss der WACC noch um den Steueranteil (zurück-) korrigiert werden. Der Ziel-ROCE für ein durchschnittliches deutsches Unternehmen gerundet auf halbe Prozentpunkte beträgt somit 9.00%.

Anmerkungen: Für das Jahr 2013 errechnete der Autor für Deutschland einen durchschnittlichen Ziel-ROCE in Höhe von 10.00%. Der Ziel-ROCE ist relativ stabil geblieben. Für die Schweiz beträgt der Ziel-ROCE 7.00% und für Österreich 9.00%. Der Ziel-ROCE betrug 2020 in den USA 7%. Zur Berechnung wurde auf Prof. Damodaran zurückgegriffen (vgl: https://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/New_Home_Page/data.html).

Tipp: Runden Sie den WACC und den Ziel-ROCE auf halbe Prozentpunkte genau und nehmen Sie nur dann Anpassungen vor, wenn sich die Kapitalkosten um mehr als einen Prozentpunkt verändert haben.

Wurde ein ökonomischer Übergewinn erzielt?

Zur Ermittlung des Ziel-ROCE eines bestimmten Unternehmens werden die Anforderungen des Kapitalmarkts ins Unternehmen hineingetragen, um damit die erzielte Profitabilität des Unternehmens mit den risikogewichteten Markterwartungen zu vergleichen. Der Ziel-ROCE ist damit eine »hurdle rate«, welche zur Beurteilung der Profitabilität des Gesamtunternehmens im Vergleich zum Eigenkapitalmarkt, aber auch als Messlatte zur Beurteilung von Strategien und Investitionen, dient. Deshalb muss der Ziel-ROCE Bestandteil des finanzwirtschaftlichen Unternehmenskonzepts sowie des Top-Controls »Profitabilität« sein.

Erziele ich genügend EBIT
Erziele ich genügend EBIT?

Dieses Excel-Modell können Sie unter Downloads/Excel gratis herunterladen. Zur Anpassung an Ihre eigenen Zahlen bitte das oben angeführte Passwort eingeben.

Im Beispiel hat das Unternehmen einen EBIT von 100’000 (f) erzielt. Wird der EBIT durch das Capital Employed (c) dividiert, ergibt sich der realisierte ROCE von 10.00% (k). Das Unternehmen erzielte somit in der letzten Periode eine höhere Verzinsung als die vom Markt verlangten 9.00% Ziel-ROCE (aa). Wird der Ziel-ROCE mit dem Capital Employed (c) mulipliziert, ergibt sich der Ziel-EBIT in Höhe von 90‘000 (l). Es wurde ein »ökonomischer Übergewinn« von 10‘000 (m) erwirtschaftet. Dieser »ökonomische Übergewinn« ist die wichtigste Grösse zur Beurteilung der Managementleistung hinsichtlich der Profitabilität. Der »ökonomische Übergewinn« zeigt die Wertsteigerung einer Periode als absoluten Betrag.

Die Geschäftsführung hat drei entscheidende Stellhebel zur Verfügung, den »ökonomischen Übergewinn« zu erhöhen. Erstens einen möglichst hohen EBIT zu erwirtschaften, zweitens möglichst wenig Vermögen dafür zu benötigen und drittens das betriebsnotwendige Vermögen mit möglichst viel Gratiskapital zu finanzieren. Ein zeitgemässes Management Accounting System unterstützt die Führungskräfte dabei.

Dieser Artikel ist eine aktualisierte Zusammenfassung des Anhangs B im Buch 360°-MANAGEMENT (von L. Rieder und M. Berger-Vogel).

Die Version für Schweizer Unternehmen ist im Steuer- und Finanzratgeber für Unternehmen (Newsletter 08 September 2021, WEKA) erschienen.

Die Kapitalkostenstudie 2020 – KPMG Deutschland lässt sich hier herunterladen: https://home.kpmg/de/de/home/themen/2020/10/kapitalkostenstudie-2020.html