Kundennutzenanalyse

Die Kundennutzenanalyse ist das beste bekannte Instrument, eine Marktstellung qualitativ zu beschreiben.

Das Konzept der Kundennutzenanalyse

Die Kundennutzenanalyse ist das beste bekannte Instrument, eine Marktstellung qualitativ zu beschreiben. Oft können mit einer Kundennutzenanalyse einige Schritte zur Quantifizierung der Marktstellung gegangen werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kunde bei uns kauft und nicht beim Wettbewerb, kann jedoch bereits aus einer qualitativen Analyse zuverlässig abgelesen werden. Dies spart Zeit und verhindert Scheingenauigkeiten, die vom Wesentlichen ablenken.

Der Kundennutzenanalyse liegt die empirisch gut gestützte Annahme zugrunde, dass Kunden in ihren Kaufentscheidungen das Preis-/Leistungsverhältnis der Alternativen vergleichen, die sie in Betracht ziehen.

Die Kundennutzenanalyse ermittelt das «Cost/Benefit-Verhältnis» aus Kundensicht. Beim «Benefit» handelt es sich um alle vom Kunden wahrgenommenen Vorteile, die er sich von der Kaufentscheidung verspricht. Bei den «Cost» handelt es sich um alle vom Kunden wahrgenommenen Nachteile, die er mit dem Kauf verbindet (und nicht um die Herstellungskosten des Produktes oder der Dienstleistung).

Dabei werden nicht nur einfach fassbare, rationale Kriterien wie z.B.. Motorleistung (Benefit) oder Preis (Cost) einbezogen, sondern auch schwammigere, emotionale Kriterien wie z.B. Markenimage (Benefit) oder Reputationsrisiken (Cost). Der Kunde entscheidet sich für die Alternative, die aus seiner Perspektive das beste Cost/Benefit-Verhältnis aufweist.

Kundennutzenanalyse: Alternatives Map
Kundennutzenanalyse: Alternatives Map

Beispiel „Ristorante da Noi“

Es ist zuerst genau zu spezifizieren, welche Kaufentscheidung modelliert wird. Im hier dargestellten Beispiel analysiert das neu in den Markt eintretende «Ristorante da Noi», wie es aufgestellt ist, wenn sich Quartierbewohner dazu entscheiden, den Abend nicht vor dem TV zu verbringen. Entsprechend enthält die «Alternatives Map» nicht nur andere Restaurants, sondern auch branchenfremde Alternativen, welche die Kunden bei dieser Art von Entscheidung in Betracht ziehen. Gerade das Einladen einiger Freunde zum gemeinsamen Kochen und Essen ist eine valable Option in dieser «Kauf»-Entscheidung. Das «Ristorante da Noi» muss diese in seiner Planung mitberücksichtigen.

Es empfiehlt sich, eine zweite Kundennutzenanalyse für die Kaufentscheidung «in welches Restaurant gehen wir heute Abend?» anzufertigen. Damit würde auf den Teilmarkt derjenigen Kunden fokussiert, die bereits die Vorentscheidung getroffen haben, ein Restaurant zu besuchen. Dieser schärfere Fokus blendet allerdings verschiedene Möglichkeiten der potenziellen Kunden aus. Vielleicht könnte «da Noi» ja im grossen Markt des «Zuhause-Kochens» mit einer Catering-Dienstleistung einfacher wachsen als mit einem Frontalangriff auf die Restaurants «Toni’s Pizza» und «Zio Giovanni»?

Private und Geschäftskunden pflegen dort zu kaufen, wo der wahrgenommene Benefit gross und die wahrgenommenen Kosten klein sind – in der Grafik mit dem Restaurant-Beispiel ist dies die rechte untere Ecke. Diejenige Alternative, die nach unten rechts am weitesten von der Mittellinie (fair value line) entfernt ist, hat das beste «Cost/Benefit-Verhältnis» und damit die höchste Zuschlagswahrscheinlichkeit. Das bedeutet die beste Marktstellung für die konkrete Kaufentscheidung. Im Beispiel ist dies das «Selber kochen». Die schlechteste Marktstellung hat «Zio Giovanni»: Er liefert aus Kundensicht zwar denselben Benefit wie das «Selber kochen», ist aber etwa drei Mal teurer.

Die sicherste Prognose in der Beispielkonstellation ist folglich, dass die Alternative «selber kochen» am Schnellsten relative Marktanteile gewinnen wird. Das «Ristorante da Noi» und «Toni’s Pizza» dürfen sich ebenfalls Hoffnung auf einen Zuwachs relativer Marktanteile machen, allerdings deutlich langsamer als «selber kochen». Die Wahlmöglichkeiten in der oberen Hälfte der Grafik haben eine unterdurchschnittliche Zuschlagswahrscheinlichkeit und dürften deshalb relative Marktanteile verlieren.

Marktstellung und Kundennutzenanalyse

Die Marktstellung beschreibt die Attraktivität eines Angebotes – aus Sicht des Kunden und im Vergleich mit den anderen Angeboten, die er in seine Kaufentscheidung einbezieht.
Die Kundennutzenanalyse ist das beste bekannte Instrument, um die Marktstellung systematisch zu analysieren und zu entwickeln.

Marktstellung und Kundennutzenanalyse

Marktstellung und Unternehmensgrösse

Eine gute Marktstellung eines Anbieters entspricht einer hohen Wahrscheinlichkeit, dass sein Angebot den Zuschlag erhält – und nicht andere Angebote, die der Kunde in seiner Kaufentscheidung ebenfalls betrachtet.

Genau genommen ist die Marktstellung eine Eigenschaft eines einzelnen Angebots.

In Geschäften, die nur wenige Angebote mit hohen Umsatzvolumen machen, wie z.B. dem Investitionsgütergeschäft, kann es durchaus Sinn machen, die Marktstellung eines einzelnen Angebotes zu bewerten. Meistens wird die Marktstellung jedoch statistisch beschrieben, bspw. für gewisse Zeitperioden, für ähnliche Kundensegmente oder für ähnliche Produktgruppen. Dazu werden absolute und relative Marktanteile ermittelt (Vgl. die Beispiele zur Marktanteilsermittlung im Beitrag «Marktstellung»). Eine reine Marktanteilsbetrachtung – sei es absolut oder relativ – reicht aber für ein strategisches Verständnis der Marktstellung nicht aus.

Kauft der Kunde bei einem Wettbewerber und nicht bei den anderen, führt dies zwangsläufig zu einer Verschiebung relativer Marktanteile: Der eine gewinnt Umsätze dazu, alle anderen bleiben da, wo sie waren und verlieren damit relativ zum Gewinner. Die Veränderung relativer Marktanteile korreliert seinerseits stark mit absoluten Grössen wie Umsatzvolumen, Anzahl Mitarbeiter, usw. Der Zusammenhang ist allerdings nicht zwingend. In rückläufigen Märkten ist es z.B. möglich, relative Marktanteile zu gewinnen und trotzdem Umsatzrückgänge verbuchen zu müssen.

Aus Führungssicht ist Folgendes essenziell: Die Wahrscheinlichkeit, dass Kunden beim Einen kaufen und nicht beim Anderen ist vom Grundsatz her völlig unabhängig von der heutigen Grösse der Wettbewerber. Kreiert (und patentiert) z.B. eine clevere Einzelperson eine neue, überlegene Lösung für ein bereits bestehendes Kundenproblem, kann diese Einzelperson in kurzer Zeit ihre Marktstellung gegenüber einem grossen Konzern verbessern, der nur die veraltete Lösung im Angebot hat.

Grösse ist entsprechend eine leider nicht garantierte, aber doch wahrscheinliche Folge einer guten Marktstellung. Anders formuliert: Die Marktstellung steuert Wachstum und damit zukünftiges Umsatzvolumen vor. So ist zu vermuten, dass der besagte Konzern früher eine starke Marktstellung hatte und deswegen heute gross ist. Falls es dem Konzern nicht gelingt, seine unter Druck geratene Marktstellung durch Innovation wieder auf Vordermann zu bringen, wird er an Grösse verlieren, während die Einzelperson – wenn sie alles richtig macht und auch etwas Glück hat – vielleicht zum Konzern von morgen wird.

Zwischen Marktstellung und Unternehmensgrösse gibt es gegenseitige Abhängigkeiten. So kann sich z.B. die limitierte Produktionskapazität der Einzelperson gleich wieder negativ auf ihre Marktstellung auswirken. Grösse allein ist jedoch kein zwingender Vorteil. Wenn umfangreiche, verwobene Strukturen durchgängige Verantwortlichkeiten oder eine adäquate Adaptation an die veränderten Marktbedingungen behindern, kann sich Grösse auch negativ auf die Marktstellung auswirken. Es ist wesentlich, dass Manager Marktstellung und Grösse klar auseinanderhalten: Einerseits werden operative Resultatgrössen wie Umsatz, Umsatzwachstum, absolute Marktanteile sowie Liquidität betrachtet. Andererseits gibt es strategische Vorsteuergrössen im Allgemeinen und hier im Speziellen die Marktstellung sowie die eng damit verknüpften relativen Marktanteile.

Um die Stellung eines Anbieters «im Markt» angeben zu können, muss natürlich zuerst umrissen werden, von welchem Markt überhaupt die Rede ist. Oft ist es so, dass Unternehmen lokal eine gute Marktstellung haben. Betrachten die Kunden aber neben den lokalen Angeboten auch solche von globalen Playern, muss auch die Stellung im globalen Markt in die strategische Beurteilung mit einfliessen. Schliesslich nützt es dem lokalen Champion nichts, wenn die lokalen Kunden doch lieber bei internationalen Playern kaufen. Man spricht zwar von Zuschlagswahrscheinlichkeiten, aber den definitiven Zuschlag kriegt zum Ende nur einer – alle anderen Anbieter können nur Kosten verbuchen, aber keine Umsätze.

«Der Markt» darf nicht nur geographisch betrachtet werden. Im Kern geht es um Kaufentscheidungen, die eine unterschiedliche Struktur aufweisen. Beispielsweise kann man eine gute Marktstellung bei Bestandskunden haben, aber eine schlechte bei Neukunden. Versteht man Markt, stärker aus der Kundenperspektive gedacht, als eine Menge von Kaufentscheidungen, die ähnlich strukturiert sind, hilft die Kundennutzenanalyse, die Situation klar zu analysieren.  

Marktstellung

Kundennutzen, Marktanteil und Lernen aus der Erfahrung sind zentrale Erfolgselemente.

Marktstellung

Ein Unternehmen muss fortwährend genügend Kunden finden, die seine Produkte und Dienstleistungen kaufen (und bezahlen). Dazu bedarf es einer starken und ausbaufähigen Stellung im Markt. Die Marktstellung ist die Position, welche ein eigenes Produkt, Sortiment oder gar ein gesamtes Unternehmen im Vergleich zu den Angeboten seiner Konkurrenten aus Sicht der bestehenden und potenziellen Kunden hat.

Marktanteil

Der üblichste Weg zur Beurteilung der Marktstellung besteht in der Messung des Marktanteils. Diese ist aber schwierig, weil oft unklar ist, welches Marktgebiet für die Beobachtung relevant ist, welches die konkurrierenden Anbieter in diesem Gebiet sind und wie viel diese verkaufen (Mengen und Werte).

Der absolute Marktanteil ergibt sich, indem der eigene Umsatz im zu messenden Bereich durch das Umsatztotal aller Anbieter dividiert wird.

Beispiel lokaler Fahrradhändler:

Eigener Umsatz im Einzugsgebiet dividiert durch Umsatz aller Fahrradhändler im gleichen Gebiet.

Oft sind die von Anderen erzielten Absätze und Umsätze nicht erhebbar oder werden erst mit Verzögerung bekannt. Das erschwert die eigene Planung und erfordert Schätzungen. Gute Schätzungen sind für die strategische Planung meistens ausreichend, um das Angebot und die vorgesehenen Verkaufspreise festzulegen.

Weil oft die Absatz- und Umsatzdaten fehlen und vor allem der Vergleich mit den grössten Konkurrenten gesucht wird, wird auch der relative Marktanteil berechnet:

Eigener Umsatz dividiert durch Umsatz des grössten oder der drei grössten Konkurrenten im gleichen Gebiet.

Die entsprechenden Daten können meistens aus den Geschäftsberichten der Marktführer entnommen werden.

Marktanteilsschätzung ist wichtig für strategische Entscheidungen.

Gross angelegte statistische Analysen des Strategic Planning Institute SPI zeigten, dass Marktführer real höhere Rentabilitäten erreichen (Return on Sales ROS) als Anbieter mit niedrigeren Marktanteilen (vgl. Das PIMS-Programm, Strategien und Unternehmenserfolg, von R.D. Buzzell und T. Gale, Wiesbaden 1989). Auch wenn diese Auswertungen schon älteren Datums sind, haben die Relationen immer noch Bestand. Das erklärt sich schon dadurch, dass Marktführer ihre Fixkosten auf mehr verkaufte Einheiten verteilen können als kleinere Anbieter. Zudem wirkt sich die Optimierung ihrer Stücklisten, Arbeitspläne und Losgrössen auf grössere Produktionsmengen aus, wodurch auch die proportionalen Stückkosten schneller sinken als diejenigen der kleineren Konkurrenten (mehr Automatisierung, weniger Ausschuss, weniger Rüstkosten).

Marktstellung
Marktanteilsrang und Rentabilität

Das Zusammenspiel der aufgeführten Faktoren führt bei den Marktführern zu deutlich höheren Umsatzrentabilitäten als bei den Anbietern mit den niedrigeren Marktanteilen. Die höhere Rentabilität führt vor allem in reifen Märkten dazu, dass die Marktführer mit dem verdienten Geld die kleineren Konkurrenten übernehmen, was zu höherer Konzentration führt. Am Beispiel der Automobilindustrie wird diese Entwicklung offensichtlich:

Automobilhersteller
Weltgrösste Automobilkonzerne und ihre Marktanteile 2018

In der Zwischenzeit haben auch noch Fiat-Chrysler und PSA fusioniert. Zudem hat PSA von General Motors Opel und Vauxhall übernommen. Für den neuen Konzern wird geschätzt, dass er jährlich ca. 8.7 Mio. Automobile herstellen wird, was weltweit Rang 4 entspricht.

Grosse Marktanteile bedeuten auch Marktmacht bei der Festlegung von technischen Standards und Verkaufspreisen. Einige Beispiele:

    • Computer-Betriebssysteme: Microsoft Windows hat einen Marktanteil von ca. 85%, Apple’s MAC OS ca. 18%, Android steigend (praxistipps.chip.de)
    • Krebsmedikamente: Roche, Pfizer, Johnson und Johnson (statista.com)
    • Internet-Suchmaschinen: Google (92%), Yahoo (2,7%), Bing (2.4%), Baidu (in China 64.5%), Quelle: indexlift.com

Im Strategiefindungsprozess ist deshalb die eigene Marktstellung mit derjenigen der Marktführer im vorgesehenen Angebotsbereich zu vergleichen. Das gilt für ein kleines lokales Geschäftsfeld genauso wie für grosse Konzerne. Die Marktanalyse muss offenlegen, welches im Einzugsbereich die massgeblichen Anbieter sind und mit welchen Angeboten sie den grössten Erfolg erzielen.

Wie oben gezeigt, hat die Marktstellung auch einen massgeblichen Einfluss auf die Kosten pro Einheit. Je grösser der Marktanteil, desto grösser sind die Chancen, günstigere durchschnittliche Stückkosten zu erreichen als die Mitbewerber. Um diese Zusammenhänge zu durchdringen, werden auch einige Beiträge zur Erfahrungskurve in diesem Blog veröffentlicht.

Kundennutzen:

Der Kunde (potenziell oder real) entscheidet schlussendlich, ob er kauft und bei wem. Es gilt deshalb, die kaufentscheidenden Kriterien der Kunden herauszufinden und mit den eigenen Angeboten und denjenigen der Konkurrenz zu vergleichen. Das ist das Thema der Kundennutzenanalyse. Diese ist unseres Erachtens ein zentraler Inputgeber für die Festlegung des Angebots und des Marktauftritts. Zur Kundennutzenanalyse erscheinen deshalb in diesem Blog mehrere Beiträge.

Fazit:

Es gilt, im zu bedienenden Markt eine massgebliche Marktstellung zu erreichen, damit mittelfristig günstiger und mit weniger Mitteleinsatz pro verkaufte Einheit produziert werden kann.

Vermutete Marktentwicklungen einbinden

Vergleichende Marktbeobachtung und Kundennutzenanalysen für die Umsatzplanung einsetzen.

Vermutete Marktentwicklungen einbinden, z.B. den Kundennutzen.

Der Grundmotor aus dem Beitrag Frühwarnung und der Grundmotor zeigt, dass der Bestelleingang den wichtigsten Faktor für den nachhaltigen Erfolg bildet und für fast alle Planungs- und Steuerungsbereiche Konsequenzen hat. Marktbezogene Frühwarnung heisst, die den Bestelleingang mittel- und langfristig beeinflussenden Faktoren und ihre Interdependenzen zu analysieren und vermutete Marktentwicklungen einzubinden. Zu diesen Faktoren gehören das verfügbare Einkommen, das Verhalten der Konkurrenz und das Interesse der Händler, die angebotenen Produkte und Services auch wirklich anzupreisen.

Wichtigster Faktor zur Gewinnung neuer Kunden ist jedoch unseres Erachtens  der Kundennutzen, den die eigenen Angebote im Vergleich zur Konkurrenz bieten.

Vermutete Marktentwicklungen einbinden: Kundennutzen als Hauptfaktor
Vermutete Marktentwicklungen einbinden: Kundennutzen als Hauptfaktor

Die Analyse des Kundennutzens

Damit es zu einem Bestelleingang kommt, muss ein Kunde (oder eine Gruppe) entschieden haben, dieses Angebot zu kaufen. Die zu diesem Entscheid führenden Kriterien, wählt der Kunde selbst und gewichtet sie nach seinen Ansichten.

Wer die Planung und Steuerung seiner Organisation verbessern und nachhaltig erfolgreich gestalten will, sollte von seinen Angeboten (Produkte, Services) wissen, wie gut sie die von den Kunden angewandten Kriterien erfüllen. Je besser die kaufentscheidenden Kriterien der Kunden erfüllt werden, desto mehr verkauft das Unternehmen. Diese Erkenntnis kann durch Kundennutzenanalyse gewonnen werden.

Mit der Kundennutzenanalyse ist herauszufinden, welche Kriterien zukünftige Nachfrager beim Kaufentscheid für mein Angebot oder für ein anderes anwenden und wie sie diese Kriterien gewichten. Dazu stellen die Kunden die Nutzen, Leistungen und Vorteile (benefits) einer Beschaffungsvariante ihren Nachteilen, Anschaffungspreisen, laufenden Ausgaben und ihren Kosten des Betriebs im eigenen Unternehmen (cost) gegenüber. Aus der Käufersicht entsteht so eine Cost-Benefit-Analysis für jede untersuchte Variante. Für Verkäufer, Manager und Controller hat eine konsequent aus Käufersicht erstellte Kundennutzenanalyse den zentralen Vorteil, dass sie alle für den Besteller relevanten Aspekte einbezieht und auch die Mitbewerber beurteilt. Damit deckt sie fast alle Marketingaspekte ab. Die möglichen Beschaffungsvarianten werden verglichen bezüglich:

Leistung / benefit Erläuterung
Leistung des Produkts oder der Dienstleistung Leistungsbezogener Produktvergleich
Anwendungssicherheit Wiederherstellungsprozess bei Ausfällen
Serviceangebot / Nutzerunterstützung Qualität und Geschwindigkeit des Supports
Lieferfähigkeit und -zeitraum Verfügbarkeit
Umfassendes Sortiment Ausbaufähigkeit
Empfehlungen (Mund-zu-Mund) Influencer, Architekten, Ärzte, Lehrer, Berater
Vollständigkeit des Sortiments Alles aus einer Hand
Kompatibilität zu anderen Systemen Schnittstellen und Integration im Unternehmen
Bekanntheitsgrad des Anbieters Image des Produkts
Berücksichtigung von Umweltaspekten Schadstoffe, Lärm, Hitze, Entsorgung
Nachteile / cost  
Netto-Anschaffungspreis Investition
Laufende Ausgaben Unterhalt, Lizenzgebühren
Intern notwendige Anpassungen/Umbauten Integration in bestehende Systeme und Prozesse
Beispielkriterien einer Cost/Benefit-Analyse aus Kundensicht

Kann es sich eine Organisation leisten, die Erstellung einer Kundennutzenanalyse extern zu vergeben, ist die Chance gross, dass die wesentlichen Konkurrenten in der Analyse erscheinen und vollständig aus Kundensicht beurteilt werden. Unsere Erfahrung zeigt, dass auch eine kostengünstigere, von eigenen Mitarbeitern ausgeführte Analyse schon massgebliche Erkenntnisse gebiert. Voraussetzung ist jedoch, dass die Befragten immer wieder darauf hingewiesen werden, die Sicht eines potenziellen Kunden einzunehmen.

Im Buch Kundenorientierung in Innovation, Marketing, Vertrieb und Führung gibt Markus Orengo Anleitung für die Erstellung einer Kundennutzenanalyse. Er hat auch ein Excel-basiertes Tool entwickelt, welches schrittweise den Aufbau der Analyse unterstützt und die Ergebnisse zwecks Entscheidungsfindung auch grafisch aufbereitet.

Gesamtmarktbezogene Einflüsse auf den Bestelleingang

Zu Frühwarninformationen können weitere Faktoren des Marktgeschehens werden, welche eine Kundennutzenanalyse nicht abbilden kann:

    1. Konditionen für Wiederverkäufer (Händler, Handwerker, Ärzte, Softwareeinführer)
    2. Absatz- und Umsatzentwicklung der Mitbewerber
    3. Neue Produkte, welche das eigene Portfolio bedrängen könnten
    4. Internationale Handelseinschränkungen / Zölle / Ein- oder Ausfuhrverbote
    5. Entwicklung neuer internationaler Standards, welche den Absatz eigener Produkte verhindern können
    6. Verfügbares Einkommen der Nachfrager/ Wirtschaftslage (kann ich mir das leisten?)

Die Punkte 1. und 2. erfordern die Beobachtung der Konkurrenz. Die Information kommt aber meistens spät, weil sie durch Befragung der Wiederverkäufer oder durch Publikationen entsteht. Wichtig ist deshalb, dass die eigenen Verkäufer ihre Kundenkontakte auch dazu nutzen, Einkäufe ihrer Kunden bei Mitbewerbern zu erfahren und die Angaben nachher im internen Berichtswesen (CRM-System) zu dokumentieren.

Werden Märkte reif, hat dies meistens Fusionen und Übernahmen zur Folge, weil die grossen Anbieter versuchen, ihre Marktanteile zu erhöhen und dadurch ihre Kostenposition zu verbessern. Solche Geschehnisse haben ebenfalls Frühwarncharakter. Denn oft läuft diese Entwicklung so, dass in reifen Märkten weltweit 5 – 6 Konzerne 70-80% der Marktanteile halten und so die Marktregeln diktieren (z.B. Automobilindustrie, Personal Computer, Betriebssysteme, Handies). Die kleineren Unternehmen müssen sich in solchen Situationen oft selbst neu erfinden und neue Produkte und Anwendungen auf den Markt bringen, um zu überleben.  

Informationen über Fusionen, Umsatzentwicklungen, neue Technologien und Produkte, Handelshemmnisse und behördliche Vorschriften (Punkte 3 – 6) liefern für die Anpassung der eigenen Unternehmenspolitik und der Strategien wichtige Inputs. Die Entscheider müssen die Daten interpretieren und sie bei der Planüberarbeitung berücksichtigen.

Ein Ansatzpunkt zur Eindämmung des Aufwands und des Zeitbedarfs für die Beschaffung dieser Daten ist es, bei einer Medienbeobachtungsagentur ein für die eigenen Fragestellungen individualisiertes Abonnement zu lösen. Diese Art der Beschaffung von Frühwarndaten kann auch in Forschungs- und Entwicklungsbereich genutzt werden oder für die Verfolgung der verfügbaren Einkommen. Als Beispiel: https://www.argusdatainsights.ch.