Strategieumsetzungsprojekt kalkulieren

Ein Strategieumsetzungsprojekt kalkulieren bedeutet, Mengen, Leistungen, Werte und Geldflüsse zu schätzen, um den erwarteten Gewinn einer mehrjährigen Strategie zu berechnen.

Strategieumsetzungsprojekt kalkulieren

Eine Produkt-Markt-Strategie soll helfen, den Unternehmenswert zu steigern. Die Berechnungen im Beitrag «Strategieentwurf quantifizieren» sind für den Strategieentscheid nicht ausreichend, weil

    • die Mengen- und Nettoerlösschätzung pro Verkaufsgebiet und Artikel für den beabsichtigten Strategiezeitraum noch fehlt,
    • Angaben zu proportionalen Material- und Fremdleistungskosten der neu anzubietenden Produkte oder Dienstleistungen fehlen (Stücklisten der zu beurteilenden Artikel),
    • für die neuen Produkte noch nicht festgelegt ist, in welchen Kostenstellen welche stückbezogenen Bearbeitungsschritte auszuführen sein werden (Arbeitsplan pro neue Dienstleistung oder neues Produkt),
    • noch offen ist, welche zusätzlichen fixen Kosten für die Leistungsbereitschaft der Verkaufs-, Fertigungs- und Supportbereiche erforderlich sein werden (Kostenstellenpläne),
    • welche Investitionen in Gebäude, Anlagen, Fuhrpark oder Rechte und Lizenzen notwendig sein werden.

Die dazu notwendigen Datengrundlagen werden vorzugsweise im ERP-System und in der Kosten-, Leistungs-, Erlös- und Ergebnisrechnung (KLEER) erstellt, weil die Datenstrukturen und die Vergangenheitswerte dort schon vorhanden sind:

    • Sind Kunden, Artikel, Absatzmengen, Preise und Erlösschmälerungen sowie Stücklisten und Arbeitspläne im ERP-System hinterlegt, können in diesen Datenstrukturen auch die neuen Produkte angelegt werden.
    • Die KLEER führt die Kostenstellenpläne mit den personellen und maschinellen Kapazitäten, den proportionalen Kostensätzen und den Fixkostenblöcken. Damit können die proportionalen Fertigungskosten der neuen Produkte oder Dienstleistungen kalkuliert werden.

Die entscheidenden Führungskräfte müssen auf diese Datenbasis bauen können, weil sie für den Strategieerfolg die Verantwortung tragen werden.

Die Vorgehensschritte zur Quantifizierung des Umsetzungsprojekts einer Strategie werden im nachstehenden Beispiel erarbeitet. Es ist zu zeigen, ob die Herstellung und der Verkauf individualisierter Buchstützen für private oder öffentliche Bibliotheken den Unternehmenswert steigern kann.

Buchstützen mit individualisierter Frontlasche

Frontlaschen-Buchstütze
Frontlaschen-Buchstütze
Vorgesehener Herstellungsprozess

Ausgangsmaterial für die Standard-Buchstützen sind 1mm-dicke und 12 cm breite Stahlrollen (Coils). Aus den Rollen werden 24 cm lange Bleche gewalzt und gestanzt und zu einer 12 cm breiten und 12 cm hohen Buchstütze gebogen.  Die Buchstützen werden anschliessend schwarz, weiss oder rot lackiert und einzeln in eine durchsichtige Schutzfolie verpackt.

Für die vorgesehene Frontlaschen-Buchstütze sind 18 cm breite Stahlcoils erforderlich, weil die Frontlasche 6 cm hoch und 12 cm breit sein soll. Beim Stanzen einer Frontlaschen-Buchstütze wird pro Stück Blechabfall von 6 mal 12 cm entstehen. Der Coil-Lieferant kann diese recyclen.

Die zu lackierende Fläche steigt gegenüber der Standardversion pro Stück um 12 x 6 cm, also um 25%. Die Frontlaschen-Buchstütze kann auf den bestehenden Anlagen gestanzt, lackiert und verpackt werden.

Die Frontlasche wird mittels einer vom Kunden elektronisch eingereichten Bildvorlage seiner Wahl individualisiert. Zu diesem Zweck ist die Kostenstelle «Bildbearbeitung» einzurichten. Sie soll folgende Aufgaben übernehmen:

    • Prüfung der per Mail eingereichten Bilder für die Frontlasche und Übermittlung der Bestellung an den externen Drucker der Selbstklebebilder
    • Kleben der zurückgelieferten Folien auf die Buchstützen.

Es empfiehlt sich, die Stückliste und den Arbeitsplan für die vorgesehene Frontlaschen-Buchstütze gleich im ERP-System anzulegen, weil fast alle zu verwendenden Materialien und die bearbeitenden Kostenstellen dort schon vorhanden sind. Auf diesen Daten basierend, kann folgende Plankalkulation erstellt werden:Strategisches Umsetzungsprojekt quantifizierenPlankalkulation

Werden die proportionalen Plankosten pro Einheit kalkuliert, erkennen die Strategie-Entscheider, welche Kosten direkt durch die Herstellung der Buchstützen verursacht werden. Die Kenntnis der proportionalen Plan-Herstellkosten ist eine zentrale Voraussetzung für die Beurteilung, ob die Einführung des Neuprodukts zu höheren Unternehmensgewinnen führen wird.

Die jährlichen fixen Leistungsbereitschaftskosten der Produktions- und der Bildbearbeitungskostenstelle wurden (ohne Abschreibungen und Zinsen) geschätzt und als Planungsgrundlagen in der Kosten-/Leistungsrechnung erfasst:

BuchstützenFixkosten

Diese Fixkosten sind in der Strategiebeurteilung ebenfalls zu berücksichtigen.

Nettoerlösplanung

Die Verkaufsorganisation überlegte zusammen mit dem Produktmanagement, wie viele Einheiten pro Produkt in den Absatzkanälen (Direktverkauf, Verkauf via Händler im Inland und im Export) jährlich verkauft werden könnten. Dabei orientierten sie sich nicht an den Herstellkosten, sondern versuchten, mittels Konkurrenzvergleichen zu schätzen, welche Verkaufspreise die potenziellen Abnehmer für die individualisierte Frontlaschen-Buchstütze zu zahlen bereit sein werden.

Weiter wurde geschätzt, wie die Lebenskurve der Produkte verlaufen könnte. Die Erfahrungskurve zeigt, dass sowohl die Absatzmengen als auch die Nettoerlöse pro Stück wegen Marktsättigung und Markteintritt von Nachahmern gegen Ende der Lebenskurve abnehmen.

Die erwarteten Absatzmengen pro Absatzkanal (Spalten a-c, gelbe Felder) und die erwarteten Nettoerlöse (Spalten e-g) wurden für eine erwartete Lebensdauer der Produkte von 7 Jahren geschätzt und in die Tabelle eingetragen. Dabei war zu berücksichtigen, dass die Händler im Inland und im Export einen Margenanteil der Bruttoumsätze zur Deckung ihrer eigenen Anstrengungen verlangen werden (Spalten f und g). Rechts in der Tabelle ergaben sich die erwarteten Nettoerlöse der Buchstützen-GmbH.

Planabsatz und Nettoerlös
Planabsatz und Nettoerlöse

Deckungsbeitragsentwicklung

Von den geplanten Nettoerlösen (Spalte k oben) wurden die proportionalen Herstellkosten der beiden Buchstützentypen abgezogen (sh. Plankalkulation). Vereinfachend wurde angenommen, dass sich die proportionalen Herstellkosten pro Stück im Strategiehorizont nicht verändern werden. Es ergaben sich die jährlich zu erwartenden absoluten Deckungsbeiträge I pro Artikel.

Buchstützen-Deckungsbeiträge
Buchstützen-Deckungsbeiträge

Die jährlich erwarteten absoluten DB I aus Buchstützen BS und Frontlaschen-Buchstützen BSF sind in der grafischen Darstellung gelb markiert. Diese müssen die zusätzlichen Fixkosten, die Investitionen und den Zielgewinn der Strategie decken.

Buchstützen-Deckungsbeiträge
Buchstützen-Deckungsbeiträge

Folgende zusätzlichen Fixkosten und Investitionen sind vorgesehen:

    • Ab Jahr 3 sind jährlich zusätzliche fixe Personalkosten von EUR 100’000 in der Buchstützenfertigung zu erwarten, weil mehr Produktionsaufträge abzuwickeln sein werden und mehr operatives Personal zu betreuen sein wird.

Die zunehmenden Herstellmengen werden Investitionen in die Fertigungsanlagen erfordern:

    • Jahr 0 (vor dem Produktionsstart der Frontlaschen-Buchstützen): Anpassung der Stanz- und Biegeanlage, ca. EUR 90’000.
    • Jahr 0: Beschaffung der Anlage für die Positionierung und das Aufkleben der Frontlaschenbilder, ca. EUR 60’000.
    • Jahr 2: Ergänzung der Lackieranlage um einen Heiztunnel für ca. EUR 80’000. Der Heiztunnel reduziert die Trocknungszeit und erhöht dadurch die Kapazität der Lackieranlage um 40%. Die Bearbeitungszeiten pro Stück werden gleichbleiben wie bisher.

Weil die Zusatzausgaben für Fixkosten und Investitionen in verschiedenen Planjahren anfallen werden, werden sie erst im Beitrag «Der Barwert der Strategie» abgebildet.

Lohnt sich der Planungsaufwand?

Definitiv! Würde die geschilderte Konkretisierung des strategischen Projekts 100’000 EUR Personalkosten (3-6 Arbeitsmonate) kosten, aber zu einer Ablehnungsempfehlung führen, wäre dieser Betrag viel kleiner als die Geldabflüsse, welche durch eine nicht erfolgreiche Strategieumsetzung erfolgen würden.

Vorsteuerung für den Markt

Welche Kenngrössen sind die Vorboten der zu erwartenden Umsätze und Nettoerlöse?

Vorsteuerung für den Markt

Aktuell erzielte Nettoerlöse sind weitgehend die Folge früherer Marketing-, Vertriebs- und Produktmanagementaktionen. Leads (qualifizierte Angaben für anzusprechende Personen in bestimmten Unternehmen) für zukünftige Akquisitionsgespräche führen zu Anfragen für Angebote oder Offerten. Diese werden, so sie den Interessenten zusagen, zu Auftragseingängen und schliesslich zu Umsatz. Mit Vorsteuerung für den Markt sollen diese Entwicklungen in Marketing und Akquisition erfasst und ausgewertet werden. Sie sind die Datengrundage für die Planung der Aktionen, Prozesse und Investitionen der nächsten Jahre.

Vorsteuerung für den Markt
Vorsteuerung für den Markt

Vom Lead bis zum Umsatz

Um die Entwicklungen in der Geschäftsanbahnung erkennen und verfolgen zu können, empfiehlt es sich, mit Zeitreihenanalysen zu arbeiten. Es stehen verschiedene Fragestellungen im Vordergrund:

    • Wie viele Leads sind durchschnittlich nötig, um eine Einladung zur Präsentation zu erhalten? Dazu können die beschafften Leads zu den Besuchseinladungen in Beziehung gesetzt werden, also: Anzahl Leads : erhaltene Besuchseinladungen jeweils bezogen auf ein Jahr. Da ein Kundengespräch die Folge eines Kontakts aus früheren Jahren sein kann, sollte die mehrjährige Entwicklung dieser Kennzahl (gleitender Durchschnitt) ebenfalls dargestellt werden. Die Ermittlung dieser Kennzahl erfordert, dass die Leads und die vereinbarten Besuchstermine im Kundenbeziehungs-Management (Customer Relationship Management CRM) inhaltlich und datumsbezogen erfasst werden.
    • Im CRM-System sollten auch die Kontakte mit den Interessenten (Datum) und die dabei besprochenen Inhalte festgehalten werden. Dies ermöglicht es, den Zeitraum zwischen Erstkontakt und Anfrage auszuwerten und die Gesprächsinhalte zu dokumentieren. Das erleichtert den Kundenbetreuenden die Vorbereitung der nächsten Gespräche.
    • Wünscht der (potenzielle) Kunde ein Angebot, soll dieses schon möglichst detailliert die einzelnen angebotenen Artikel mit ihren Preisen und Konditionen enthalten. So können die offenen Angebote auch in der Absatz- und Produktionsplanung berücksichtigt werden. Die dazu erforderlichen Basisdaten (Kundendaten, Artikeldaten, Rabattierungsregeln, Zahlungskonditionen) werden oft im ERP-System geführt, mit welchem das CRM-System verbunden ist.
    • Eine weitere Vorsteuerungsgrösse entsteht, wenn die abgegebenen Angebote/Offerten mit der Anzahl Leads in Beziehung gesetzt werden: A) Entwicklung des durchschnittlichen Zeitraums zwischen Lead-Generierung und Angebot über die Jahre. B) Wie viele Leads sind durchschnittlich zu bearbeiten, bis ein Angebot abgegeben werden kann. Diese Kennzahlen sind für die Arbeitsplanung der Verkäufer wichtig, können siedoch damit abschätzen, wie lange es vom Erstkontakt bis zur Einreichung einer Offerte dauert und wie viel Arbeitszeit  dafür nötig ist.
    • Erfolgt der Auftragseingang, kann durch Gegenüberstellung von Angebotsausgang und Kundenbestellung ermittelt werden, wie viele Angebote zu erstellen sind, um einen Auftragseingang zu erzielen und welcher Zeitraum dazwischen liegt (Durchschnittswerte pro Verkäufer, Gebiet, Produktgruppe).
    • Kann der ausgeführte Auftrag im ERP-System fakturiert werden, wird der Zeitraum zwischen Auftragseingang und Umsatzentstehung erkennbar. Das zeigt dem Verkäufer an, ob er seinen Arbeitsanteil für die Kundengewinnung erhöhen muss, um seine Umsatz- und Deckungsbeitragsziele zu erreichen.
    • Wird der Auftragsbestand durch den durchschnittlichen Monatsumsatz dividiert, zeigt sich, wie viele Monate mit dem Auftragsbestand noch produziert werden kann. Sinkt dieser Wert, ist dies ein Hinweis darauf, dass die Kundengewinnung zu intensivieren ist, sollen mittelfristig die Umsätze nicht wegbrechen.

Die Datenaufbereitung und die daraus entstehenden Kenngrössen sind im nachstehenden Beispiel über 5 Perioden (Monate) nachvollziehbar:

Vom Lead bis zum Umsatz
Vom Lead und Erstbesuch bis zum Umsatz
Aus 10 erhaltenen Leads resultierten nach durchschnittlich 1.9 Monaten 7 abgegebene Angebote im Durchschnittsbetrag von 12’000. 70% der Leads waren somit erfolgreich.
    • 4 von den 7 übermittelten Angeboten wurden angenommen (Erfolgsrate 57%) und führten zu einem Auftragseingang von 50’000 (Erfolgsrate 60%). Die Kunden brauchten im Schnitt einen halben Monat, um das Angebot anzunehmen.
    • Der Umsatz konnte durchschnittlich nach 1.5 Monaten fakturiert werden. Das ergibt eine gesamte Leadtime vom Eintreffen des Leads bis zur Umsatzentstehung von 3.9 Monaten.

Es sind 2.5 Leads (10 : 4) zu generieren, um 1 Auftragseingang zu erzielen. Dabei vergehen durchschnittlich 2.4 Monate (1.9 + 0.5). Um 1 EUR Auftragseingang zu erzielen, sind im Schnitt 1.68 EUR Angebotsvolumen erforderlich (84.000 : 50’000). Aus der Übersicht ist rechnerisch abzuleiten, dass wenn in einem Monat nur 50% neue Leads generiert werden, der Neukundenumsatz nach ca. 4 Monaten ebenfalls um rund 50% einbrechen wird.

Abstimmung mit Verkaufsförderung und Marketing

Diese Kenngrössen helfen nicht nur den Verkäufern bei der Steuerung ihres Arbeitseinsatzes. Auch die Verkaufsförderung (Sales Promotion) und Marketing- oder Werbeabteilungen können daraus ableiten, welche Aktionen sie für die nächsten Planperioden ansetzen sollen. Dazu müssen diese Bereiche jedoch auch wissen, welche Produkte es im Absatz hauptsächlich zu fördern gilt. Neben strategischen Überlegungen hat dabei die Deckungsbeitragsanalyse auf Produktebene eine grosse Bedeutung. Es gilt, vor allem diejenigen Produkte zu bewerben und mit Verkaufsförderungsaktionen zu unterstützen, welche einen hohen Anteil Deckungsbeitrag in Prozenten vom Umsatz oder Nettoerlös generieren (DBU).

Die artikelbezogene Deckungsbeitragsrechnung (Plan und Ist) liefert dazu die nötigen Angaben (vgl. den Beitrag «Deckungsbeitragsrechnung»). In der DB-Rechnung kann in Plan und Ist ausgewertet werden, wie viele Cents von einem EUR Umsatz zur Deckung der fixen Kosten und zur Gewinnerzielung (EBIT) übrigbleiben. Werbung und Verkaufsförderung sollten deshalb ihre Aktionen auf Artikel ausrichten, deren DB I in % vom Umsatz (DBU) über die Jahre steigt oder mindestens gleich bleibt, weil die Marktstellung es erlaubt, höhere Nettoverkaufspreise durchzusetzen oder weil die proportionalen Herstellkosten dieser Artikel  durch interne Prozessverbesserungen über die Jahre sinken.

Alle in diesem Beitrag erwähnten Datenelemente entstehen durch die Dokumentation betriebsinterner Daten. Sie bereiten die eigentliche Steuerung vor, haben aber noch nichts mit Strategie zu tun. Deshalb bezeichnen wir sie als Vorsteuerungsgrössen.

Der dargestellte Kreislauf «Vom Lead zum Umsatz» bezieht sich in erster Linie auf die Anbahnung rentabler Geschäfte mit Neukunden. Die geschilderten Analysen der Entwicklungen in vergangenen Jahren zeigen, wo die grössten Erfolgschancen bestehen und zu packen sind.

Für die erfolgreiche Weiterentwicklung des bestehenden und des zukünftigen Geschäfts sind weitere Vorsteuerungsgrössen ins Auge zu fassen. Dies ist das Thema des Beitrags „Analyse bisheriger Verkäufe„.

Glossar

Erklärung und Definition oft benutzter Fachbegriffe im Management-Control-System

Glossar

Das Glossar definiert Begriffe des Management-Control-Systems die in dieser Publikation angewendet werden und erläutert, wie unklare Definitionen zu falschen Resultaten führen.

Arbeitsplan

Beschreibung der bei der Herstellung eines Produkts durchzuführenden Bearbeitungsprozesse mit Angabe, in welcher Kostenstelle und mit welcher Vorgabezeit die einzelnen Arbeiten zu leisten sind (Zubereitungsteil in einem Kochrezept).

Arbeitszeitabweichung

Entsteht, wenn die Vorgabezeiten gemäss Arbeitsplan durch die Ist-Leistungen in Bezug auf den Auftrag über- oder unterschritten wurden (zulasten des Unternehmensergebnisses, wenn überschritten, zugunsten wenn unterschritten).

Balanced Scorecard (BSC, ausgewogener Berichtsbogen)

Circa 1990 begannen R.S. Kaplan und D. P. Norton, zusammen mit verschiedenen Unternehmen, die Faktoren, die den langfristigen Unternehmenserfolg determinieren, als messbare, massgebliche Grössen festzuhalten. Mit der BSC soll allen Mitarbeitenden gezeigt werden, welche Leistungen und Resultate für den kurz- und langfristigen Unternehmenserfolg unabdingbar sind.

Damit am Ende finanzieller Erfolg resultiert, sind Vorleistungen in den vier Perspektiven Finanzen, Kunden, Prozesse und Lernen erforderlich. Die Erbringung dieser Vorleistungen muss- plan- und messbar sein, damit die Fortschritte beurteilbar werden. Die BSC ist nicht ein Instrument der Strategiefindung, doch hilft sie, die Strategieumsetzung zu planen und zu beurteilen. Die Plan- und Istdaten für die Messung entstehen zur Hauptsache in den operativen Systemen, also vor allem im ERP, im CRM und im Management Accounting. Der grosse Nutzen der BSC-Bewegung besteht unseres Erachtens darin, dass unternehmensspezifische Kenngrössen gesucht werden, mit welchen der Umsetzungsfortschritt in den nicht finanziellen Perspektiven gemessen werden kann.

Betriebsabrechnungsbogen (BAB)

Mit einem BAB sollen Vollkostensätze für jede (Haupt-)Kostenstelle gewonnen werden, um damit die vollen Herstell- oder Selbstkosten eines Produkts berechnen zu können. Dazu sind die Kosten der vorleistenden Hilfskostenstellen „möglichst verursachungsgerecht“ auf die empfangenden Kostenstellen umzulegen. Das kann nicht gelingen, da die fixen Kosten der vorleistenden Kostenstellen durch Managemententscheide entstehen und nur indirekt durch die Leistungsnachfrage der Hauptkostenstellen. Deshalb empfehlen wir, nur die proportionalen Kosten der Servicekostenstellen an die Empfänger zu verrechnen und die Fixkosten als Blöcke in der Deckungsbeitragsrechnung abzubilden. Die Fixkosten sind weder direkt von der produzierten noch von der verkauften Leistung abhängig. In einem entscheidungsrelevanten Management Accounting hat ein BAB nichts zu suchen.

Controller

Controller gestalten und begleiten den Management-Prozess der Zielfindung, Planung und Steuerung. Sie sind Dienstleister für alle Führungskräfte, betreiben also Management-Service. Sie gestalten ihre Systeme entscheidungs- und veranwortungsgerecht, sodass sie führungsrelevant sind (vgl. Controller-Wörterbuch (CWB, S. 48).

Controlling

Controlling bedeutet, sein Geschäft betriebswirtschaftlich «im Griff» zu haben. Controlling ist somit eine Manageraufgabe. Mit ihren Instrumenten und ihrer Beratung befähigen Controller die Manager aller Stufen, das Controlling zu betreiben.

DB II oder DB 2

Irreführender Begriff in einer mehrstufigen und mehrdimensionalen DB-Rechnung. DB II wird in der Literatur und von verschiedenen ERP-Anbietern als Differenz zwischen Nettoerlös und vollen HK ausgewiesen. Durch die zur Berechnung der vollen HK notwendigen Umlagen ist dieser DB II keine echte DB-Grösse mehr. In der massgeblichen Literatur, (Kilger, 1988, S.73) oder (Kilger, Pampel, Vikas, 2002, S.531), kommt der DB II mit eingerechneten Fixkosten nicht vor. Wir empfehlen sprechende Namen für die Stufen nach dem DB I zu verwenden, da in der Produktdimension andere Fixkosten vom DB I abzuziehen sind als in der Kundendimension.

Deckungsbeitrag (DB I)

Der DB I ist der Betrag, welcher zur Deckung der fixen Kosten und des Gewinns übrigbleibt.

Formel: Fakturierter Umsatz (ohne MWSt) – Erlösschmälerungen – proportionale Herstellkosten.

Für die Planung und insbesondere für die Marktbearbeitung ist es wichtig, den DB I pro Produkteinheit zu kennen. Diese Definition gilt international, vgl. CWB, S. 74.

Echte innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV)        

Sie entsteht dann, wenn folgende Voraussetzungen erfüllt sind:

    • Die abgebende Kostenstelle hat Kosten zu planen, welche direkt durch die bezogene Leistungsmenge verursacht werden,
    • Die empfangende Kostenstelle kann entweder selbst bestimmen, ob sie die Leistung beziehen will oder es besteht ein Automatismus, dass mit mehr Leistung der empfangenden Stelle auch mehr messbare Arbeit durch die leistende zu erbringen ist, z. B. Wartungsarbeiten jeweils nach 1’000 Betriebsstunden.
    • Im besten Fall kann die empfangende Kostenstelle selbst entscheiden, ob sie die Leistung von internen oder externen Auftragnehmern bezieht.

Engpasskostenstelle

Erreicht die monatliche Istbeschäftigung (erbrachte Leistung) in mehreren Monaten nahezu die verfügbare Kapazität der Kostenstelle (Normalkapazität), schränkt diese Kostenstelle die Entwicklungsmöglichkeiten des gesamten Unternehmens ein. Personelle und maschinelle Erweiterungsinvestitionen sind dann vorzusehen. Da der Aufbau dieser Zusatzkapazitäten oft mehr als ein Jahr dauert, sollten die bevorstehenden Engpässe regelmässig in der Mittelfristplanung analysiert werden.

Entlastung         

Nach der Systematik der doppelten Buchführung werden die von einer Kostenstelle an andere oder an Aufträge verrechneten Kosten „weggebucht“/entlastet. So wird in vielen stark buchhaltungsorientierten ERP-Applikationen verfahren, um die Regel, dass die Summe aller linken Kontoeinträge jederzeit mit der Summe aller rechten übereinstimmt, umzusetzen.

Im Selbstverständnis vieler Kostenstellenleiter führt dies dazu, dass sie meinen, sie wären gut, wenn sie ihre eigenen Kosten (auch die umgelegten) vollständig oder gar mit einer Überdeckung an andere weiterverrechnen können.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist Entlastung sinnlos. Die Kosten entstehen in den Kostenstellen, werden dort budgetiert und sind auch dort zu verantworten. Die Sollkosten werden durch die erbrachten Leistungen verursacht und gelangen via Nachkalkulation auf die Aufträge, resp. durch die ILV auf andere Kostenstellen. Die geplanten Fixkosten sowie die Verbrauchsabweichungen sollen auf der Entstehungskostenstelle verbleiben. Von dort werden sie ins Abweichungsresümee der Deckungsbeitragsrechnung übernommen.

Erfahrungskurve

In vielen Analysen hat Bruce Henderson nachgewiesen, dass die inflationsbereinigten Wertschöpfungskosten (proportionale und fixe) bei jeder Verdoppelung der kumulierten ausgebrachten Menge um 20 – 30% sinken. Solche Kostensenkungen entstehen nicht automatisch, sondern erst durch erfolgreich geplante und umgesetzte Kostensenkungsmassnahmen.

Erfolgspotenziale

Zu schaffende Voraussetzungen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Marktzugänge die zur Strategieumsetzung im operativen Geschäft vorhanden sein müssen.

Erloesschmaelerung

Schmälerung des Geldrückflusses vom Kunden, die das Unternehmen zu tragen hat. (z. B. Bonus, Rückvergütung, Skonto) sowie Kostenelemente, welche als Folge der Vertragsgestaltung mit dem Kunden vom Unternehmen zu tragen sind, z. B. nicht verrechenbare Frachten, Transportversicherungen, Transportschäden.

Flexible Plankostenrechnung

Flexible Plankostenrechnung entspricht weitgehend der Grenzplankostenrechnung, sh. unten.

Funktionale Konzepte

Funktionale Konzepte (funktionale Strategien) leiten sich immer aus Produkt-/Marktstrategien ab. Sie sind eigentlich mittelfristige Pläne zur Entwicklung der Supportfunktionen sodass diese die Erreichung der strategischen Produkt-/Marktziele erfolgreich unterstützen können.

Funktionendiagramm    

Zweidimensionale Darstellung von Aufgaben und der an ihrer Erfüllung beteiligten Akteure. Die Aufgaben werden in den Zeilen, die Beteiligten in den Spalten aufgeführt. In die sich ergebenden Felder wird der Beitrag der Stelle mittels einer Abkürzung eingetragen. Beispiel:

P = Planung, E =  Entscheidung, A = Ausführung, K = Kontrolle.

Gesamtkostenverfahren (GKV)

Im GKV werden den Nettoerlösen einer Periode die gesamten in der Periode entstandenen Kosten, gegliedert nach Kostenarten, gegenübergestellt. Weil sich die Erlöse auf die abgesetzte Menge beziehen, die Kosten aber auf die hergestellte Menge, ist als Korrekturgrösse der Wert der Bestandsveränderungen von Halb- und Fertigfabrikaten zwischen Erlösen und Kosten auszuweisen. (vgl. auch UKV)

Gratismuster

Gratismuster sind Bestandteil der Kosten eines Kundenauftrags, resp. einer Kundenvereinbarung. Da dazu Lagerbezüge notwendig sind, sind die prop, Standard-HK für die Bewertung einzusetzen.Gutstück

Grenzplankostenrechnung

Die Grenzplankostenrechnung GPK kombiniert die flexible Plankostenrechnung mit der Deckungsbeitragsrechnung und verzichtet komplett auf die Verrechnung fixer Kosten an Produkt- oder Dienstleistungseinheiten. Der Begriff GPK wurde erstmalig von H.G. Plaut im Jahre 1952 vorgeschlagen (vgl. Kilger, Pampel, Vikas, S. 62). Die Kombination aus Grenzplankostenrechnung und Deckungsbeitragsrechnung setzt sich international mehr und mehr durch, weil erkannt wird, dass die Schlüsselung von Fixkosten auf Produkteinheiten sowohl in der innerbetrieblichen Planung und Steuerung als auch bei der Verkaufspreisfindung und -gestaltung im Markt zu Fehlentscheidungen führt.

In den USA wird heute Resource Consumption Accounting RCA als entscheidungsrelevantes Management Accounting System empfohlen. RCA basiert hauptsächlich auf der GPK (vgl. L. White, Resource Consumption Accounting: Manager-Focused Management Accounting, in «The Journal of Corporate Accounting & Finance”, May/June 2009, S. 63 – 77)

Gutstueck

Produkteinheit, welche alle qualitativen Vorgaben erfüllt und auf Lager genommen werden kann.

Interne Aufgaben

Alle in den Kostenstellen erbrachten Arbeiten, welche weder direkt von den hergestellten und verkauften Produkten verursacht noch von anderen Kostenstellen mit direktem Leistungsbezug angefordert werden

Ist-Kostennachweis

Soll es dem Kostenstellenleiter ermöglichen, auf alle in einer Periode entstandenen Kostenbelastungen (Belege) zugreifen zu können.

Kennzahlensystem

Kennzahlensysteme sind (mathematisch oder logisch verknüpfte) Kombinationen mehrerer Kennzahlen (absolute oder relative Zahlen mit besonderem Aussagewert). Kennzahlen sind aus geplanten Werten oder Ist-Daten ableitbar und dienen als Massstab, um Ursache und Wirkung von Vorgängen in kausalem Zusammenhang darzustellen (CWB, 2010, S. 140 f.).

Kosten-, Leistungs-, Erloes- und Ergebnisrechnung (KLEER)

Das Kürzel KLEER entspricht dem englischen Begriff „Management Accounting“. In der KLEER werden Plan, Soll, Ist, Abweichung und Forecast abgebildet. Zentral ist, dass Mengen (Absatz, Lager, Produktion), Leistungen (von Kostenstellen), Preise und Werte offengelegt werden. Entschieden wird über Kapazitäten, Mengen, Leistungen und Preise, weshalb diese Grössen auch die Gestaltung der KLEER bestimmen.

Zwecks Führungs- und Entscheidungsunterstützung sollte die KLEER als Grenzplankostenrechnung GPK ausgestaltet werden. Das gilt vor allem für Industrie- und Dienstleistungsunternehmen.

Kontrolle

Kontrolle ist ein notwendiges (aber nicht hinreichendes) Element geschlossener Regelkreisläufe (feedback-loop). Die Kontrolle besteht zunächst in der Aufnahme von Ergebnissen irgendwelcher Aktivitäten. Diese Istwerte werden mit ihrem Sollwert verglichen. Daran schliet sich die Abweichungsanalyse und die Anordnung der zur Behebung oder Verhinderung der Abweichung geeigneten Massnahmen an (vgl. Ulrich/Fluri, 1995, S. 146 f.).

Kostenposition

Ein Unternehmen verfügt dann über eine bessere Kostenposition gegenüber seinen Wettbewerbern, wenn seine stückbezogenen Wertschöpfungskosten niedriger sind. Obwohl diese Grösse definitionsgemäss nicht präzise quantifiziert ist, ist ableitbar, dass ständig und überall im Unternehmen nach Kostensenkungsmöglichkeiten zu suchen ist, um bei Preissenkungen der Konkurrenz reagieren zu können und trotzdem genügend profitabel zu bleiben.

Key Performance Indicator KPI

«Schlüssel»-Leistungskennzahl. Meistens eine zum Messen von Prozessverbesserungen definierte Kennzahl. Ansätze für unternehmensweite KPI scheiterten bisher an der Vielzahl von Einflussgrössen.

Kostenspaltung (auch Kostenaufloesung)

Aufteilung der Plankosten einer Kostenart in einer Kostenstelle in ihren proportionalen und fixen Teil. Nur Kosten, welche direkt durch die Leistungsverbräuche der Produkte (Dienstleistungen) in den Kostenstellen verursacht werden, sind proportionle Fertigungskosten. Alle anderen Kostenstellenkosten sind fix. Die daraus entstehenden proportionalen Plankostensätze werden für die Plan- und für die Nachkalkulation verwendet (Abweichungsanalyse).

Kundennutzen

Verhältnis der Vorteile, welche sich ein Kunde von seinem Kaufentscheid verspricht, zu den Nachteilen, die er mit dem Kauf eingeht (seine eigenen Anwendungskosten). Auch Cost/Benefit-Ratio genannt. (vgl. Orengo, 2017)

Lean Production

Lean Production bezweckt den möglichst verschwendungsfreien Einsatz aller Produktionsfaktoren. Personal-, Material- und Betriebsmitteleinsatz sollen so gesteuert werden, dass Produktivitätssteigerungen resultieren.

Liefertreue

Mass für die Einhaltung vereinbarter Liefertermine. Gemessen werden meistens Verspätungen in Tagen/Stunden. Die Kennzahl kann für Lieferanten, Fertigungspositionen, Lagerzugänge und Kundenlieferungen eingesetzt werden.

Lohnrueckstellung

Lohnrückstellungen sind zu bilden, wenn Arbeit geleistet aber noch nicht mit dem Mitarbeiter abgerechnet und ausbezahlt wurde (Feriengelder, Überzeiten, Gleitzeiten). Solche Positionen schmälern das Monatsergebnis und sind folglich periodengerecht abzugrenzen.

Manager

Sind Führungskräfte aller hierarchischen Stufen. Sie sind dafür verantwortlich, dass sie zusammen mit ihren Mitarbeitenden geplante Resultate erreichen. Geschäftsleitungsmitglieder, im angelsächsischen Raum präzisierend als «Executives» bezeichnet, sind Manager der obersten Hierarchiestufen.

Maschinenstundensatz

Ein Maschinenstundensatz wird gebildet, um die direkt leistungsabhängigen Maschinenkosten (Energie, vorbeugende Wartung, Schmiermittel) sowie die leistungsabhängigen Personalkosten der Maschinenkostenstelle auf die Produkte und Aufträge zu verrechnen.

Materialmengenabweichung     

Entsteht, wenn die Vorgabemengen gemä Stückliste durch die Ist-Materialbezüge überschritten wurden (Überschreitung zulasten des Unternehmensergebnisses).

Nachhaltigkeit

Längere Zeit anhaltende Wirkung (Duden). Hier wird unter nachhaltig verstanden, dass das Unternehmen / System erfolgreich weiterbestehen wird.

Nettoerloes

Der dem Unternehmen nach Abzug aller Rabattarten, Skonti, Kundenboni und Rückvergütungen sowie nach Abzug evtl. Verkäuferboni verbleibende Betrag.

Planbeschaeftigung

Planbeschäftigung ist die produktbezogene Leistung, die eine Kostenstelle im Planjahr erbringen soll. Sie wird aus der (Jahres-)Grobplanung abgeleitet. Ihre Angabe erfolgt in der die Kostenverursachung beschreibenden Bezugsgrösseneinheit der Kostenstelle (meistens Mitarbeiterstunde).

Preisabweichung (beim Einkauf)

Entsteht, wenn der reale Einstandspreis für einen Rohstoff oder eine Dienstleistung im Moment des Einkaufs vom geplanten (Standardpreis) abweicht. Die Abweichung sollte ausgewiesen werden, damit die Verbraucher (Produktion, Kostenstellen, Verkauf) auseinanderhalten können, welcher Abweichungsanteil auf Marktwirkungen und welcher auf eigene Abweichungen (Material und Arbeitszeit) zurückzuführen ist.

Primaerkosten

Primärkosten entstehen für den Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, welche direkt von den (unternehmensexternen) Beschaffungsmärkten bezogen wurden. Sie werden in den Buchhaltungssystemen (Kreditoren-, Personal-, Material- Anlagen und allgemeine Finanzbuchhaltung) erfasst und direkt auf Kostenstellen oder Kostenträger kontiert.

Produktionsplanung (Grobplanung, Auftragsplanung)    

Planung der herzustellenden Mengen jedes Produkts für ein Jahr. Die Produkte sind gemäss Stückliste in ihre Einzelteile aufzulösen, damit erkennbar wird, wie viele Einheiten pro Artikel zu produzieren sind. Anschlieend werden mittels der Vorgabezeiten in den Arbeitsplänen die sich pro Kostenstelle oder Arbeitsplatz ergebenden Kapazitätsbedarfe berechnet. Diese Grobplanung soll zeigen, ob die verfügbaren Fertigungskapazitäten zur Abwicklung des Produktionsprogramms genügen werden. Die Kapazitätsbedarfe ergeben dann die Planbeschäftigungen der einzelnen Kostenstellen.

Die realen Fertigungsaufträge werden aufgrund des aktuellen Bedarfs erstellt. Sie enthalten die auftragsspezifische Stückliste und den Arbeitsplan. Mit diesen Angaben werden die Kapazitäten in den Kostenstellen reserviert (Einlastung). Die Fertigungsauftragsdaten sind die technische Grundlage der Auftragsvorkalkulation.

Produktkalkulation

Im führungsorientierten und damit entscheidungsrelevanten Management Accounting werden einem Produkt nur diejenigen Kosten zugerechnet, die es direkt selbst verursacht hat. Das sind die proportionalen Herstellkosten (Plan = gemäss Plankalkulation, Ist = gemäss Auftragsnachkalkulation).

Profit Center

Ein echtes Profit Center konkurriert mit konzernexternen Anbietern und „spürt“ dadurch direkt den Markt. Voraussetzung dafür ist, dass mindestens ein Drittel der Verkäufe an konzernexterne Kunden erfolgt. Werke oder interne Servicebereiche sollten deshalb nur dann als Profit Center definiert werden, wenn sie wesentliche Anteile ihrer Produktion direkt an konzernexterne Kunden verkaufen.

Proportionale Kosten

Sie entstehen durch die direkt und damit verursachungsgerecht der Produkteinheit zuordenbaren Verbräuche. Die genaue Produktdefinition wird in der Stückliste und im Arbeitsplan beschrieben. Im reinen Handel gibt es keine proportionalen Fertigungskosten, da am Produkt nichts verändert wird. In Dienstleistungs- und öffentlichen Unternehmen fallen die proportionalen Fertigungskosten stärker ins Gewicht. Voraussetzung für deren Bestimmung sind eindeutige Produktdefinitionen. Alle nicht proportionalen Kosten sind Fixkosten. Sie werden durch Managemententscheide verursacht.

Prozesskostenrechnung

Die Prozesskostenrechnung verrechnet sowohl proportionale (leistungsmengeninduzierte) als auch fixe (leistungsmengenneutrale) Kosten auf die Produkte. Als Vollkostenrechnung muss sie zur Umlage fixer Kosten greifen und verliert dadurch die Entscheidungsrelevanz in einem Management Control System (amerikanischer Begriff: activity based costing (ABC)). In diesem Blog werden nur die prop. Kosten der einzelnen Produkteinheit zugeordnet. Die Fixen werden in der Deckungsbeitragsrechnung stufenweise als Blöcke (ohne Umlage) ausgewiesen.

Rollierende Planung      

Wenn neue Aufträge mit Terminen eingehen, sind sie in der Produktionsplanung für die nächste Periode zu berücksichtigen. Kostenstellenpläne und artikelbezogene Plankalkulationen sollten unterjährig im Management nicht verändert werden, enthalten sie doch die zu erreichenden Ziele. Die Berücksichtigung neuer, ungeplanter Einflüsse erfolgt im ziel- und ergebnisorientierten Bereich durch die Erwartungsrechnung/Forecast. Ein Forecast entsteht auf der Basis der Erwartungen des vorausschauenden Managements, nicht auf der Basis von Hochrechnungen.

In der Mittelfristplanung mit mehrjährigem Horizont ist die rollierende Planung der Normalfall, werden doch die bestehenden Pläne der Folgejahre auf der Basis der erzielten aktuellen Ergebnisse und unter Beachtung der seit der letzten Plananpassung eingetretenen Änderungen erarbeitet.

Selbstkosten

Die Selbstkosten eines Produkts entstehen nach Verrechnung sämtlicher Kosten des Unternehmens auf die verkauften Einheiten. Da dies nur durch Anwendung von „willkürlich gewählten Schlüsselgrössen“ möglich ist, sind Selbstkosten per Definition falsch. Sie haben in einem entscheidungs- und verantwortungsgerechten Management Accounting nichts zu suchen.

Service Level Agreement (SLA)  

Der Begriff Service Level Agreement (SLA), Dienstgütevereinbarung (DGV) oder Dienstleistungsvereinbarung (DLV) bezeichnet eine Vereinbarung bzw. die Schnittstelle zwischen Auftraggeber und Dienstleister für wiederkehrende Dienstleistungen. Ziel ist es, die Kontrollmöglichkeiten für den Auftraggeber transparent zu machen, indem zugesicherte Leistungseigenschaften, wie etwa Leistungsumfang, Reaktionszeit und Schnelligkeit der Bearbeitung genau beschrieben werden. Wichtiger Bestandteil ist hierbei die Dienstgüte (Service Level), welche die vereinbarte Leistungsqualität beschreibt.

Dienstleister können externe (z. B. ein Bauer, welcher mit seinem Pflug bei Bedarf die Schneeräumung auf dem Firmengelände übernimmt) oder interne Auftragnehmer (eine oder mehrere Kostenstellen) sein. Auftraggeber ist die Gemeinschaft der leistungsempfangenden Kostenstellen. SLA regeln Quantitäten, Qualitäten, Termine und Verfügbarkeiten. Eine Weiterverrechnung der Kosten ist nicht Bestandteil eines SLA, da die Kosten vom Leistungserbringer zu steuern sind. Sein Budget wird freigegeben und geht in die Gesamtplanung ein.

Sollkosten          

Sollkosten sind die Plankosten der effektiv erbrachten Leistung einer Kostenstelle. Berechnungsformel: Planfixkosten + (Istleistung : Planleistung x prop. Plankosten).

Die Sollkosten geben an, mit welchen Gesamtkosten ein Kostenstellenleiter hätte auskommen sollen, wenn er die effektive Leistung gemäss Planunghätte erbringen können. Sie sind der taugliche Vergleichsmassstab für die realen Ist-Kosten, da sie berücksichtigen, dass die Istleistung eine andere gewesen sein kann als die geplante.

Steuern und regeln

Steuern ist die Beeinflussung des Verhaltens eines Systems. Durch Steuerung wird ein System in einen anderen Zustand gebracht. Die Änderung des Systemverhaltens geschieht durch Information, Nachricht, Reiz oder Input. Regelung wird häufig mit Steuerung verwechselt, bzw. als identisch betrachtet. Bei der Steuerung ist aber keine Rückkopplungund folglich kein geschlossener Wirkungsablauf vorhanden.
Mit Steuerung soll das Verhalten einer Resultatgrösse beeinflusst werden, ohne das daraus entstehende Ergebnis zu messen. Mit Regelung soll dagegen die Resultatgrösse so beeinflusst werden, dass sie der Regelungsvorgabe entspricht. Die Ausprägung der Resultatgrösse muss folglich regelmässig (evtl. kontinuierlich) gemessen werden.

Strategie / SGF

Eine Strategie definiert die Alleinstellungsmerkmale eines Produkts oder einer Leistung. Ausgehend vom Kundenbedürfnis beschreibt sie die zukünftigen Erfolgspotenziale als Produkt-/Marktkombinationen in mess- und überprüfbarer Form. Sie wird pro Strategisches Geschäftsfeld (SGF) festgelegt, was bedeutet, dass ein Unternehmen mehrere Strategien verfolgen kann. Strategieumsetzung erfolgt durch operatives Planen und Handeln. Neben der operativen Umsetzung im SGF sind in den Funktionsbereichen auch die die Strategieverwirklichung ermöglichenden Vorleistungen zu erbringen. Diese sind in den Funktionalen Konzepten zu planen.

Strukturkosten

Synonym für Fixkosten. Strukturkosten werden durch Managemententscheide bezüglich Kapazitäten und Dimensionen der Organisation begründet. Sie sind dort zu steuern, wo sie entstehen, nicht dort, wo sie evtl. hingerechnet werden.

Stückliste

Strukturierte Darstellung der für die Herstellung einer Produkteinheit benötigten Rohstoffe, Zukaufteile und Halbfabrikate mit den jeweiligen Vorgabemengen (Zutatenteil in einem Kochrezept).

Umlage / Kostenumlage

Mit Umlagen wird versucht, ohne direkte und messbare Ursache-Wirkungskette eigene Kostenstellen an andere Kostenstellen und auf Produkte weiter zu verrechnen. Schlüsselgrössen (Kostenschlüssel) wie z.B. Anzahl Mitarbeiter oder Prozentanteile werden eingesetzt, um die vollen Herstellkosten und die Selbstkosten berechnen zu können. Im führungsrelevanten Rechnungswesen darf es keine Umlagen geben, weil die Leistungserbringer ihre eigenen Kosten verantworten, die Leistungsempfänger aber den Leistungsbezug nicht direkt steuern können. Gegenstück: Echte innerbetriebliche Leistungsverrechnung (ILV).

Umsatzkostenverfahren (UKV)

Im UKV werden den Nettoerlösen der Periode die (proportionalen) Herstellkosten der in der Periode verkauften Produkte gegenübergestellt. Die Herstellkosten der Bestandsänderungen von Halb- und Fertigfabrikaten sind im Lager ausgewiesen. (vgl. auch GKV)

Variable Kosten

Sie entsprechen definitionsgemäss den proportionalen Kosten. Der Begriff sollte jedoch nicht verwendet werden, da in der Praxis und in der Lehre allzu oft die Proportionalität der Kosten zur hergestellten Menge mit der Kostenbeeinflussbarkeit verwechselt wird (vgl. CWB, 2010, S.200).

Verbrauchsabweichung

Sie ist die Differenz zwischen Soll- und Istkosten. Sind die Istkosten in einer Kostenart höher als die Sollkosten, ergibt sich eine negative Abweichung, da sich die Differenz zu Ungunsten des Unternehmens auswirkt. Eine positive Abweichung ist der wertmässige Ausweis für einen Produktivitätsgewinn in der Kostenstelle.

Verfahrensabweichung

Sie ist die Folge eines anderen Produktionsverlaufs als im Arbeitsplan der Plankalkulation geplant. Sie entsteht, wenn Arbeitsgänge in anderen als den geplanten Kostenstellen ausgeführt werden.

Verschrottung

Produktionsabfälle wie Zuschnittsverluste oder qualitativ ungenügender Output entstehen direkt im Fertigungsprozess. Sie können entweder dem Fertigungsauftrag oder der Kostenstelle zugeordnet werden (Materialmengen- oder Arbeitszeitabweichung oder Ausschuss). Werden Halb- oder Fertigfabrikate an Lager gelegt und müssen später entsorgt werden, weil die Produktqualität schlechter wird oder weil die Artikel sonstwie nicht mehr verwendbar sind, spricht man von Verschrottung. Die entstehenden Verschrottungskosten können nicht mehr dem einzelnen Fertigungsauftrag zugeordnet werden, weil dieser nicht mehr existiert, meistens auch nicht einer Kostenstelle. Die Produktionsverantwortlichen müssen die Entwicklung der Verschrottungskosten verfolgen, weil ihre Ursachen meistens zu hohe interne Bestellmengen oder Produktion bis zum kompletten Verbrauch des bereitgestellten Materials sind (Verschwendung).

Vollkosten / Selbstkosten

Volle Herstellkosten umfassen alle Kosten, die für die Herstellung der Produkte angefallen sind. Die Selbstkosten entstehen, wenn auch alle weiteren Kosten, die im Unternehmen angefallen sind, dazu gezählt werden. Für das gesamte Unternehmen kann diese Zahl richtig ermittelt werden. Pro Stück oder Produkteinheit muss aber zu Kostenumlagen gegriffen werden, also die fixen Kosten auf die Einheiten umgelegt werden. Dadurch wird gegen das Verursachungsprinzipt verstossen. Die entstehenden Werte sind nicht entscheidungsrelevant.

Wertschoepfung

Wertschöpfung ist die Differenz zwischen Nettoerlös und allen eingekauften und verbrauchten Vorleistungen (Material, Energie sowie alle Fremdleistungen, welche gegen Rechnung oder bar eingekauft werden).

Zeitreihenanalyse

Grafische oder tabellarische Auswertung der Entwicklung einer Kenngrösse im Verlauf mehrerer Jahre. Beispiel: Entwicklung der durchschnittlichen Anzahl Positionen in einem Kundenauftrag.