Management Control erfordert Umweltbezug

Wer seine Organisation veränderten Anforderungen nicht anpasst, verschwindet.

Aktualisiert am 25. April 2024 durch Lukas Rieder Dr. oec.

Management Control erfordert Umweltbezug

4 Teilumwelten beobachten, um ganzheitlich führen und steuern zu können.

Jede Organisation ist ständig im Austausch mit ihrer Umwelt. Denn «da draussen» befinden sich die Konkurrenten, Kunden, potenziellen Mitarbeitenden, Lieferanten, Geldgeber, der Staat und weitere öffentliche Einrichtungen mit ihren Vorgaben und Gesetzen, sowie die gesellschaftlichen Gruppen mit ihren sich ändernden Auffassungen. Alles ist in die sich ebenfalls verändernde natürliche Umwelt eingebettet. Deshalb ist Umweltbezug ein wesentliches Element im Management Control-System.

Management Control erfordert Umweltbezug
Management Control erfordert Umweltbezug

Wie können die Einflussfaktoren aus der Umwelt so strukturiert werden, dass das Management sie in direkten Bezug zu seinen strategischen und operativen Entscheidungen in Beziehung bringen kann? Zur Strukturierung verwenden wir die AMPEL und die Gliederung in Teilumwelten (übernommen von Hans Ulrich, S. 31). Es werden vier Teilumwelten unterschieden:

Natürliche Umwelt

Sie umfasst alles, was auf der Erde geschieht, auch verursacht durch ausserirdische Einflüsse. Menschen können zwar die Entwicklung der natürlichen Umwelt stören, sie aber nicht direkt zum Guten beeinflussen.

Soziale Umwelt

Alles, was durch Verhalten, Regeln und Interaktion zwischen Menschen gestaltet wird. Dazu gehören auch Entwicklungen und Vorgaben staatlicher und internationaler Organisationen, Veränderungen von zwischenmenschlichen Verhaltensregeln, Veränderungen von Mentalitäten und der sozialen Interaktion.

Technologische Umwelt

Entwicklungen in den Absatz- und Beschaffungsmärkten, neue Technologien und Anwendungsgebiete sowie Neuheiten bei den potenziellen Mitbewerbern.

Ökonomische Umwelt

Wer finanzielle Mittel zum Aufbau oder Betrieb von Organisationen zur Verfügung stellt, will für den Verzicht auf andere Investitionen oder auf Konsum entschädigt werden. Er überlegt sich, ob sein Mitteleinsatz marktgerecht vergütet wird. Dazu wägt er die Sicherheit des Wertrückflusses gegen die jeweils realisierbare Verzinsung ab. Diese ist wiederum von den möglichen Entschädigungen alternativer Investitionen und dem dabei einzugehenden Risiko abhängig.  
Beim Auf- oder Ausbau eines Geschäfts sind Chancen und Risiken in allen vier Teilumwelten zu erkennen und abzuwägen. Dazu sind sie zu dokumentieren und zu beurteilen.

Umweltbezug im Management Control-System festhalten

Das Management Control-System ist der geeignete Ort, diese Dokumentation und die daraus abgeleiteten Erkenntnisse für die Führungsgremien festzuhalten. Die vier Umweltdimensionen helfen bei der Gliederung, Sortierung und Gewichtung der Planungsaussagen. Zudem helfen sie, bei der Definition der Entwicklungslinien alle Umweltfaktoren zu berücksichtigen. Einige Beispiele:

    • Welche Einflussfaktoren aus der natürlichen Umwelt könnten es erfordern, unser Geschäftsmodell anzupassen? Welche Entwicklungen könnten den Erfolg verunmöglichen oder im Gegensatz gar beflügeln?
    • Inwiefern wirken sich andere Strukturen des Zusammenlebens (z.B. Patchwork-Familien, Work-Life-Balance, weniger Vollzeitbeschäftigung) auf die heute angewendeten Management-Prozesse und auf die Mitarbeiterverfügbarkeit aus? Wird die steigende gesetzliche Regelungsdichte höheren Personalbedarf generieren oder gar die rentable Weiterführung unseres bisherigen Geschäfts verunmöglichen?
    • Sind neue Anwendungstechniken, Rohstoffe, Herstellungsprozesse im Entstehen, welche für unsere Produkte und Dienstleistungen neue Absatzchancen eröffnen? Sind im Markt Sättigungs- oder Substitutionstendenzen erkennbar, welche unsere bestehenden Angebote obsolet machen könnten? Erfordern neue technologische Standards, z.B. Computer-Betriebssysteme, eine Anpassung unserer eigenen Produkte und Dienstleistungen?
    • Sind im Kundengewinnungsprozess Entwicklungen zu vermuten, die unseren bisherigen Verkaufserfolg gefährden oder sind Absatzmittler denkbar, die helfen können, unser Angebot besser bekannt zu machen? Kann die Anbieterkonzentration in gesättigten Märkten unsere Existenz gefährden? Sind unsere Wettbewerber theoretisch in der Lage, ihre Angebote kostengünstiger herzustellen als wir selbst?
    • Welche Rendite ist zu erzielen, damit bestehende Eigen- und Fremdkapitalgeber weiterhin in unser Geschäft investieren und – im Bedarfsfall – neue Kapitalgeber gewonnen werden können?  Welcher Eigenkapitalanteil ist erforderlich, um auch in gewinnschwachen Perioden selbstständig entscheiden zu können und Kreditkündigungen  zu verhindern?

Mindestens bei der Überarbeitung der Unternehmenspolitik und der Strategien ist jeweils der Bezug zur Umweltentwicklung zu schaffen. Dabei ist nach unserer Erfahrung die Gliederung der zu treffenden Festlegungen nach den vier erwähnten Teilumwelten hilfreich.

Zum vertieften Einbeziehen der Unternehmensumwelten vgl. Kap. 1.1 im Buch Management-Control-System.

 

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