Produktions- und Einkaufsplanung

Der Planabsatz als Grundlage für die Planproduktion und die Planeinkaufsmengen.

Aktualisiert am 21. April 2024 durch Lukas Rieder Dr. oec.

Produktions- und Einkaufsplanung

Aus der Absatzplanung resultiert die Plan-Absatzmenge jedes Artikels. An einem Beispiel aus dem Simulationsmodell wird gezeigt, wie daraus die Produktions- und  Einkaufsplanung werden.

Planproduktion

Artikelnummer 101060 ist ein kunststoffbeschichtetes Ringbuch mit 4 cm Rückenbreite und einer 4-Ring-Mechanik. Die Absatzplanung sieht vor, davon 82’688 Stück zu verkaufen. Um zur Planproduktionsmenge zu gelangen, wird folgende Formel eingesetzt:

Produktions- und Einkaufsplanung
Errechnete Plan-Produktionsmenge von Artikel 101060

Zur Berechnung der Plan-Endbestände wird im Beispielunternehmen mit monatsbezogenen Reichweitezielen gearbeitet. Die 6’891 entsprechen zwei durchschnittlichen Monatsverbräuchen (82’688 : 12 = 6’891). Weil der Eröffnungsbestand zu niedrig ist, muss mehr produziert als verkauft werden (Bestand soll Lieferbereitschaft jederzeit gewährleisten).

Strukturstückliste für Artikel 101060

Mit der Strukturstückliste ist erkennbar, wie Artikel 101060 hergestellt wird:

Produktions- und Einkaufsplanung
Produktions- und Einkaufsplanung: Strukturstückliste

Die Fertigung ist dreistufig: Um eine 4-Ring-Mechanik (Artikelnummer 23) herzustellen, werden ein Bodenblech (Artnr. 11) und 4 Drahtbügel (Artnr. 14) benötigt. Diese Artikel sind Halbfabrikate. Sie werden nicht als solche verkauft, sondern gehen immer in höherstufige eigene Produkte ein. Als Halbfabrikate haben sie ebenfalls einen Lagerbestand. Artnr. 14 wird in den Kostenstellen «Walzen und stanzen» sowie «Biegen und vernickeln» der Drähte hergestellt. Das Bodenblech (Artnr. 11) und die Drahtbügel werden in der Kostenstelle 232 zur Mechanik (Artnr. 23, Fertigungsstufe 2) montiert. Die Mechanik wird ebenfalls als Lagerbestand geführt.  In der Folienschweisserei und in der Montage werden dann die Mechanik mit der Ringbuchhülle (Halbfabrikat 32) und weiterem Inputmaterial zu Endprodukt 101060 zusammengefügt.

Dem Produktionsplaner stehen für die Festlegung der Plan-Produktion folgende Daten zur Verfügung:

Festlegung der Plan-Produktionsmenge für Artikel 101060
Festlegung der Plan-Produktionsmenge für Artikel 101060

Es fehlen noch die Angaben zum Plan-Materialbedarf für Rüsten und Ausschuss sowie die Anzahl aufzulegender Lose pro Jahr. Diese werden mit Messungen in den realen Fertigungsaufträgen erhoben und dann als zu erreichende Zielverbräuche im Artikelstamm festgehalten.

Wichtig ist, dass der Produktionsplaner, ausgehend von den festgelegten Planabsatzmengen, selbst die Planproduktion und die Anzahl aufzulegender Lose festlegt. Denn für die Produktionssteuerung spielen weitere Faktoren wie z.B. die Verfügbarkeit von Mitarbeitenden zu Ferien- und Feiertagszeiten, notwendige Wartungsarbeiten, Abwicklung des kompletten Fertigungsauftrags in einer Schicht oder in einem ganzen Arbeitstag oder die Grösse der Transportbehälter für die Einlagerung mit.

Die festgelegte Plan-Produktionsmenge (85’800 Stück) wird die Mengengrundlage für die Plan-Kalkulation eines Artikels.

Es ist zu beachten, dass ein vollautomatisiertes Simulationsmodell zwar wohl richtig rechnen kann, jedoch nicht selbst Managemententscheide treffen darf. Das Beispiel zur Festlegung der Plan-Produktion zeigt, dass Führungsentscheide neue Ausgangswerte für die Simulation generieren. Deshalb muss die Möglichkeit gegeben sein, im Modell solche Entscheide zu erfassen, respektive die Werte verändern zu können. Diese Erkenntnis gilt auch für die nächste Stufe, die Ableitung der Plan-Einkäufe.

Planeinkäufe

Basierend auf den durch den Produktionsplaner festgelegten Plan-Produktionsmengen ist auswertbar, wie viel von welchen Rohstoffen einzukaufen sein wird. Bei den Handelswaren ist der Ausgangspunkt die Plan-Absatzmenge. Die Tabelle zeigt für Rohstoffe und Handelswaren den über alle Artikel summierten Bedarf des Planjahres.

Plan-Einkaufsmengen von Rohstoffen und Handelsware
Plan-Einkaufsmengen von Rohstoffen und Handelsware

Auch der Einkäufer überlegt sich, welche Bestellmengen er aufgeben will. Dies ist zuerst vom Planbedarf abhängig, dann aber auch von den Konditionen der Lieferanten wie beispielsweise Packungsgrössen, Mengenrabatte, günstigste Liefermenge unter Berücksichtigung der Transportgeräte und -behälter der Lieferanten und Spediteure sowie der eigenen Lagerkapazitäten. Der Einkäufer wird diese Faktoren bei der Festlegung der Planeinkäufe berücksichtigen. Das führt dazu, dass zwischen Plan-Produktionsmenge und Plan-Einkaufsmengen wiederum ein Bruch entsteht, welcher dem Simulationsmodell bekanntzugeben ist. Dazu soll der Einkäufer seine Planeinkaufsmengen erfassen. Die Plan-Einstandspreise werden im Artikelstamm erfasst, da auf diesen zugegriffen wird, wenn Einstandspreise abgerufen werden.

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